Sonntag, 26. Juni 2011

von midsommarmomenten und abschiedsaugenblicken. oder: und ich mittendrin.


så där ja. heute ist ein besonderer sonntag. mein letzter komplett schwedischer sonntag. mein fuenfzigster blogeintragssonntag. mein erster nachmidsommarsonntag. otroligt, wie schnell die zeit verflogen ist und verfliegt (und wahrscheinlich auch verfliegen wird). so viel liegt hinter mir, so viel liegt vor mir. und ich bin mittendrin, in einer mischung aus freude und trauer, grossstadt und landleben, erinnerungen und plänen, schweden und deutschland. ich glaube, im moment habe ich noch zu wenig abstand und draufblick, um passende zusammenfassende worte zu finden oder angemessene umfassende resuemees zu ziehen. deswegen werde ich mich darauf beschränken, vom grössten schwedischen fest des jahres zu berichten. am freitag, dem midsommarafton, sammelten sich klein und gross um mit blumen und blättern verzierte midsommarstangen, um diese erst aufzustellen und dann zu umtanzen. dabei kann es vorkommen, dass die liedtexte maskuline verbeugungen oder froschartige spruenge verlangen, sehr zur belustigung der mitwirkenden und der zuschauenden. am abend steht ein gemuetliches festessen mit der familie auf dem plan. meine gasteltern fuellen diese rolle nicht unbedingt aus, und so stand mein reich gedeckter midsommartisch bei einer freundin. und die liste der genussmittel ist lang: sill och potatis, gräddfil och dill, bubbel och snaps, sallad och knäckebröd, jordgubbar och glass. dazu gelächter und geplausche, sonner und sommer, zusammensein und zufriedenheit. mittsommerlicher, erfuellender hätte es fuer mich nicht sein können. und während sich wohl so mancher schwede vom tanz- und schnapsrausch erholen musste, ging fuer uns das vergnuegen weiter. in gröna lund, dem stockholmer spasspark, warteten achterbahn, kettenkarussell, katapult, schokoladengewinn und fuenfkampf auf uns und versuessten uns das letzte juniwochenende. nach all diesen freudvollen stunden galt es dann, abschied und abstand zu nehmen. ersteres von meiner besten schwedenfreundin - und das war alles andere als leicht. und letzteres vom stockholmer gewimmel - kurz vor knapp stand nämlich noch ein besuch in der sommarstuga von anna und magnus, nils und erik auf meinem plan. und damit wahrscheinlich meine vorerst letzte begegnung mit dem skärgården und mein vorerst letztes bad in der schwedischen ostsee. und weitere vorerst letzte male werden folgen. und dann kommen die ersten male. und dann vielleicht, oder hoffentlich, die erneuten male. auf bald also, mein lieblichster erdenort.

Sonntag, 19. Juni 2011

von bergen und tälern. oder: då ska det finnas tid att känna fritt.


ist es nicht verrueckt, auf welch unterschiedliche arten man sich einem abschied nähern kann? gerade in dieser woche glichen meine gefuehle diesbezueglich wahrscheinlich der berg- och dalbana in gröna lund (fuer all diejenigen, die meine wunderbare zweite heimat noch nicht besucht haben oder aber dessen landessprache nicht mächtig sind: gröna lund ist der vergnuegungspark der hauptstadt, berg- och dalbana bedeutet achterbahn.). da gab es zum beispiel auf der einen seite die arbeit, die viele stressmomente und vor allem viele stunden beinhaltete und die ich eher ungern erledigte. auf der anderen seite klammerte sötis-erik an mir und rief meinen namen und strahlte - und da schlägt das herz natuerlich höher. da gab es die sehnsucht nach heimatzeit und familienaugenblicken, die ich hier vergeblich suche und auf die ich mich unendlich, unendlich freue. auf der anderen seite durfte ich wieder wunderbarste freundschaftsstunden erleben und verbringen - und diese art von verbundenheit wird mir fehlen. da gab es muedigkeit und erschöpfung und lustlosigkeit, und ja, es ist zeit fuer urlaub im anderen 'schwe'-land. auf der anderen seite bin ich gerannt und gehuepft und gesprungen - und habe mir bei meinen favoritliedern mit den favoritledarna gar nicht richtig vorstellen wollen, wie mein sportprogramm wohl ohne friskis&svettis aussehen wird. da gab es berichte im kleinen und grossen von konzerten und erlebnissen im grossen deutschland und den eindruck, hier manchmal ein bisschen abgeschieden und ausgeschlossen zu sein. auf der anderen seite will ich meine lieblingsworte auf schwedisch noch so oft sagen können und meine lieblingslieder auf schwedisch noch so oft mitsingen - und weiss doch, dass vieles mir verloren gehen wird. wie wird es wohl am besten gelingen, den riesigen schwedenschatz zu bewahren und zu pflegen und gleichzeitig bereit zu sein fuer neue, deutsche, heimatliche wege? men utan utmaningar vore livet väldigt enformigt, såklart. jag ska alltså våga chansa.

Sonntag, 12. Juni 2011

von fahnenfurore und skärgårdsschiffen. oder: mitt vänaste, vänaste land.


du gamla, du fria, du fjällhöga nord,
du tysta, du glädjerika sköna!
jag hälsar dig, vänaste land uppå jord,
din sol, din himmel, dina ängder gröna.
din sol, din himmel, dina ängder gröna.

du tronar på minnen från fornstora dar,
då ärat ditt namn flög över jorden.
jag vet att du är och du blir vad du var.
ja, jag vill leva, jag vill dö i norden.
ja, jag vill leva, jag vill dö i norden.
am sechsten juni wurde mein liebstes lieblingsland gefeiert. ja, ich habe begeistert mit meiner kleinen blaugelben papierfahne gewunken. ja, ich habe die schwedische nationalhymne gerne mitgesungen. ja, ich habe den könig gesehen und den rest der familie erahnt (denn ausser mir verspuerten so einige den wunsch, die royals aus der nähe zu sehen.). ja, ich wuerde gern noch häufiger solche feste und feiern erleben und mich noch mehr als teil dieses kleinen folkes fuehlen. bald werden aber erst einmal die koffer fuer die rueckkehr gepackt und dem liebsten schwedenland der ruecken zugewendet. und die gedanken an wiedersehen und heimat lösen auch freude und wärme aus. ein bisschen bitterkeit und trauer bleiben allerdings stetige begleiter durch die letzten alltagstage hier. zu sehr ist stockholm meine heimat geworden, zu gern nehme ich schwedische wörter in den mund, zu lieb habe ich die natur, die menschen, die lebensweise gewonnen. volle kraft voraus also fuer die verbleibende wenige zeit - jetzt gilt es, sie zu fuellen, zu nutzen, zu geniessen. am samstag und sonntag habe ich deswegen gleich zwei mal stockholmer sommerparadiese aufgesucht - kleinere und groessere skärgårdsinseln mit steinfelsen, sandstrand, glasbläserei, holzhäusern, schiffsammlungen, meeresduft. wunderbar wochenendlich konnte man sich da fuehlen. sonnensatt, planvoll und erlebnishungrig schliesse ich die vergangenen tage ab und stuerze mich in eine neue woche mit neuen abenteuern und aufgaben. jag ska dansa fastän hjärtat brister.

Sonntag, 5. Juni 2011

von holzhauszauber und endlosausblick. oder: auf entdeckungserstaunenserlebnisreisen.


komm mit und schau; so schön ist unsere welt! dem, der mit offenen augen reist, schenkt sie ihren zauber. ihm öffnet sie den horizont, ihn lässt sie im kleinen das grosse entdecken, im fremden das bekannte und im alltäglichen das wunder. komm mit und schau! (autor unbekannt)
nur zu gern wuerde ich euch zeigen, euch erleben lassen, was bei mir in den letzten tagen fuer so viel begeisterung und zufriedenheit gesorgt hat. zunächst einmal gab es da den besten aller urlaubsauftakte: einen brief der stockholmer universität, der sozusagen mein ticket fuer den weg zurueck ins herzensland darstellt - ich habe den tisustest geschafft, darf jetzt geniessen und feiern und aufatmen. nach freudenvollen telefonaten und motivierten packstunden musste ich nur noch einmal schlafen und konnte mich schon am nächsten tag ins schwedenreiseabenteuer stuerzen. stilecht im volvo und mit knäckebrot und so manchem h&m-kleidungsstueck im gepäck begann die insgesamt ueber eintausend kilometer lange fahrt nach småland und später nach gotland. hinterm steuer sass nicht ich (ein glueck!), sondern toppentolle tanja, die in hohem masse zum gelingen und gluecken der reise beitrug. beim schaukeln in bullerby fuehlten wir uns selbst noch einmal wie lisa und britta. beim umarmen von michel / emil kamen wir astrid lindgren und ihrer zauberwelt näher. beim schlendern durch holzhausgassen spuerten und sahen wir schwedische schönheit. beim stoppen, staunen und fotografieren vom wegrand aus genossen wir das roadtripfeeling. beim kosten von småländischem ostkaka und gotländischem saffranspannkaka konnten wir neue geschmackswelten entdecken. beim vorankommen mit auto oder fähre tauschten wir uns ueber alles mögliche aus. beim blicken ueber die gruenen wälder, ueber das meer oder ueber feine sandstrände teilten wir unsere freude und verzueckung. und nun sitze ich wieder im stockholmer zuhause, mit sonnenbrand auf den schultern, fotomassen auf der speicherkarte, erinnerungen in herz und kopf und vor allem mit grosser dankbarkeit fuer das gewesene.

Sonntag, 29. Mai 2011

von sehnsuchtsgefuehlen und schlenderstunden. oder: zwischen heimat und herzensland.


und plötzlich bleiben nur noch fuenfunddreissig tage schwedenzeit. manchmal sehne ich mich sehr nach daheim. zum beispiel, wenn hier der himmel grau und verhangen ist, muedigkeit meinen tatendrang einschränkt und mir nach einem gammeltag mit meinen lieben wäre. diese gemuetlichkeit und vertrautheit fehlen mir immer mehr und sorgen auch weiterhin fuer ein wenig wehmut. und heute, am schwedischen muttertag, hätte ich meine mama nur zu gern mit dampfenden und duftenden kanelbullar ueberrascht. richtig hemtrevligt und vårmysigt wäre das geworden. in diesem sinne freue ich mich aufs heimkommen und zurueckkehren, weil die heimatzeit eben wahrlich so viel zuhause in sich trägt. neben diesen gedanken und gefuehlen gibt es dennoch das schwedenmädchen in mir, das so viel kleines und grosses hier eigentlich nicht missen möchte. das fängt bei den fikapausen an und hört beim tunnelbanafahren auf. und so ist es nicht verwunderlich, dass sich fuer die 'homedays' ausgezeichnete alternativen finden lassen. panoramaspaziergänge auf södermalm, die noch einmal möglichkeit zum staunen ueber stockholms schönheit gaben. beobachtungsmomente beim stockholmer marathon, die von musik untermalt und von bewunderung begleitet wurden. begegnungen mit fernsehpersönlichkeiten, die mein hauptstadteinwohnerherz höher schlagen liessen. schlenderstunden auf den schwedischen flohmärkten, die fuer funde und freude sorgten. urlaubsplanungen in stockholms schönstem shoppingcenter, die lust aufs losfahren machten und neben einigen irrungen und wirrungen auch viele beglueckende augenblicke bereit hielten. und wirklich, schon in drei tagen geht sie los, meine roadtrip, meine schwedenreise, meine entdeckungstour. småland und gotland heissen die ziele, tanja die beste begleiterin, zelt und stuga die unterkunftsmöglichkeiten, genuss und erlebnis die vorhaben. so langsam kribbelt es in den fingern - die lust auf ereignisse und events ist gross, schliesslich möchte ich die verbleibenden tage nutzen und einen gelungenen abschluss finden. die entfernung von stockholm hin zur schwedischen idylle scheint mir dafuer ein perfekter auftakt, auf den dann der nationalfeiertag mit seinen fahnen und fanfaren folgen wird. aber eins nach dem anderen, ett i taget.

Sonntag, 22. Mai 2011

von schiffen und sommer. oder: sätt fart!


du ska inte tro det blir sommar, ifall inte nån sätter fart på sommarn och gör lite somrigt, för då kommer blommorna snart. // glaub nicht, es wuerde sommer werden, wenn nicht jemand dem sommer mal ein bisschen dampf macht und es sommerlich werden lässt, denn dann kommen die blumen rasch.  (idas sommarvisa)
es scheint, als hätte hier jemand den schwedischen sommer wirklich in schwung gebracht. ueberall begegnet man blumen in den wunderbarsten farben, wenn diese nicht unter bunten picknickdecken mit ausflugsfreudigen schweden verschwinden. die menschen tuemmeln sich auf den wiesen und in den gassen, auf den terassen und in den cafés. und auch ich hatte in dieser woche mehrmals gelegenheit, es mir sommerlich gut gehen zu lassen. zum beispiel mit einer italienischen pizza, die ich in eine fleecedecke gewickelt verschmauste - ja, es gibt hier eine ganz schön steife meeresbrise, die manchmal wind- und kälteschutz nötig macht. oder mit ruhigen minuten an den ufern stockholms - bei vierzehn inseln ist es nicht so schwierig, ein passendes plätzchen zu entdecken. oder mit sommerschnäppchen bei ikea - man muss ja schon mal schauen, wie viel schweden dann im deutschen alltag erhalten bleiben kann. oder mit vierundzwanzig eissorten in einem bezaubernden innenhof - zuerst die arbeit in form einer entscheidungsfindung, dann das vergnuegen. oder mit einem spaziergang durch eine niedliche kleine stadt in stockholms skärgården - mit ihren gässchen und holzhäuschen und schiffchen eignete sich trosa perfekt fuer einen wochenendsausflug. oder mit schlenderaugenblicken durch 'the capital of scandinavia' - denn stockholm ist einfach wunderbar, und hält immer wieder neues und interessantes bereit. bei all diesen freuden und erlebnissen wird mir gleichzeitig aber eben doch bewusst, wie kurz sechs wochen sind. ich bin gespannt darauf, wie sich diese letzte zeit gestaltet, wie die rueckkehr sich anfuehlt und was die zukunft bringt. zunächst werde ich aber die abendsonne auskosten und die seele ein bisschen baumeln lassen.

Sonntag, 15. Mai 2011

von freiheitsgefuehlen und freudenstunden. oder: 49 dagar kvar.


heute zeigt sich der himmel von seiner grauen seite und macht lust auf gemuetliche stunden auf dem sofa, mit einer grossen tasse tee, einem kuscheligen kissen und einem stapel ungelesener buecher. ich habe allerdings eine karte fuer ingmar bergmans 'scener ur ett äktenskap' und werde deswegen das kulturprogramm ins königliche dramatische theater verlagern. wunderbar ist in jedem fall, dass sich fuer all diese wuensche, ideen und vorhaben nun wieder zeit findet, nachdem der tisustest 'avklarat' hinter mir liegt. fast stellte sich ein bisschen abiturgefuehl ein, als ich am dienstag in den pruefungssaal kam, meine tischnummer zugewiesen bekam und dann fuer knapp vier stunden auswählte und schrieb und las und ueberlegte. am nächsten morgen stand ein pruefungsgespräch an, bei dem meine hände vor aufregung schon ein wenig feucht waren und ich so manches mal tief durchatmen musste. während sich die meisten stockholmer, touristen und gäste die sommersonne ins gesicht schienen liessen, galt es fuer alle tisusteilnehmer, konzentration und klarheit aufzubringen und so den schriftlichen und auch den muendlichen teil möglichst erfolgreich zu bewältigen. der gang zum briefkasten in ungefähr zwei wochen wird unglaublich spannend, so viel steht fest. bis dahin ist es aber noch ein weilchen, und warum nicht die wartestunden mit schönen schwedenerlebnissen fuellen? diesem motto folgend habe ich eis bei sonnenschein genossen, kleine und grössere einkäufe erledigt, im humlegården gepicknickt und den quarnevalen miterlebt, eine riesige studentenveranstaltung mit selbst geplanten und gebauten wagen und fahrzeugen. ein bisschen besonders und beglueckend war es schon, zwischen unzaehligen anderen schweden zu sitzen und zumindest einige witze und anspielungen zu verstehen und zu durchschauen. zehn monate hier haben mir also doch viele möglichkeit zum einblick und zum verständnis geboten. und jetzt hoffe ich, einen ausgeglichenen und gelungenen abschluss finden zu können, mit einer guten mischung aus freude und trauer, zufriedenheit und sehnsucht, erlebnissen und plänen.

Sonntag, 8. Mai 2011

von schreibtischstunden und verschnaufpausen. oder: eis und heiss.


nur noch zwei mal schlafen, dann ist es soweit: leider kommt niemand mit geschenken oder ähnlich beglueckendem. vielmehr habe ich selbst die chance, mir ein geschenk zu machen und tueren zu öffnen. wenn nämlich beim schwedischen sprachtest alles gut läuft, werde ich vielleicht noch den einen oder anderen sommer hier im blaugelben land der schönheit erleben duerfen, dann als praktikant oder student. wir werden sehen. und weil nichts sicher ist, sammle ich schon jetzt sonnenstrahlen und wärmestunden. man weiss ja nie. am dienstag rieselten schneeflocken vom himmel, heute wagen sich die ersten mutigen ins meer. im moment bin ich schrecklich aufgeregt und auch ein bisschen ängstlich, in ein paar tagen schon liegt das dann hinter mir. knapp zehn monate schweden liegen hinter mir, knapp zwei bleiben mir noch. und die möchte ich ausnutzen und geniessen. deswegen habe ich immer mal wieder meine enge beziehung zu buechern, aufzeichnungen und computerrecherchen unterbrochen und die nase in die fruehlingsluft gesteckt. deswegen habe ich am samstag einen weiteren todolistenpunkt in angriff genommen und mich in die absolut kalte absolut ice bar begeben, in der zum glueck der absolut vodka und der riesige thermoponcho ein wenig wärmten. vorher durfte ich auch schon ordentlich sonne tanken - mit einem softeis in der hand und einer vielzahl sommerhungriger schweden um mich herum. diese kleinen und grösseren atempausen laden dann den kraft-, energie- und motivationsakku wieder auf. und in den abendstunden, wenn die schwedische kälte dann doch noch einmal die ueberhand gewinnt, bleibt zeit fuer freunde und familie, die ähnlich wie sonne, wärme und freizeit einen bestärkenden und aufmunternden einfluss auf mich haben. und ein paar minuten sind schliesslich auch noch fuer meilensteine des schwedischen films und der britischen fachliteratur uebrig. zum abschluss deswegen heute käthes film- und buchtipps: stieg larssons millenniumtrilogie und wilkinsons und picketts gleichheitsanalyse. glad lyssning, glad läsning.

Sonntag, 1. Mai 2011

von vår und valborg. oder: sköna maj välkommen.


vintern rasat ut bland våra fjällar, drivans blommor smälta ned och dö. himlen ler i vårens ljusa kvällar, solen kysser liv i skog och sjö. snart är sommarn här i purpurvågor, guldbelagda, azurskiftande ligga ängarne i dagens lågor, och i lunden dansa källorne.
ja, jag kommer! hälsen, glada vindar, ut till landet, ut till fåglarne, att jag älskar dem, till björk och lindar, sjö och berg, jag vill dem återse. se dem än som i min barndoms stunder, följa bäckans dans till klarnad sjö, trastens sång i furuskogens lunder, vattenfågelns lek kring fjärd och ö.
wieder ein schwedischer sonntag. wieder eine vergangene woche. wieder ein nachdenklicher abend. wieder ein erinnerungsreicher rueckblick. momentan scheint es beinahe leichter, ueber globalisierung, kulturbegegnungen, esperanto oder sprachgesetze zu philosophieren. mein kopf ist bis zum platzen gefuellt mit gedanken, informationen, meinungen zu stichworten fuer meine sprachpruefung, und das u mit den zwei punkten samt dem scharfen s sind nach der umstellung meiner tastatur von eben dieser verschwunden. noch eine reichliche woche, dann wird mein svenska auf die probe gestellt, was fuer mich eine wirklich grosse herausforderung und aufgabe bedeutet. langsam, aber sicher entwickle ich mich zurueck zum plugghäst, die schwedische umschreibung des strebers. und dennoch bleibt genuegend zeit fuer den 'dalahästanteil' in mir, sprich fuer unternehmungen und vergnuegungen im lieblingsland. gestern fuehrte mich der entdeckunsdrang zu den bluehenden kirschbäumen im kungsträdgården, zur studentenansprache in skansen, zur waffelbäckerei in einem kleinen holzhausdörfchen und zu fackelzug und fruehlingsfeuer auf riddarholmen. und wenn die schweden die knospen und blueten besingen und ihrer sommersehnsucht ausdruck verleihen, wird auch in mir der wunsch nach mehr blaugelber zeit wach. dann schmiede ich pläne, die ich wahrscheinlich nicht mehr alle in die tat umsetzen können werde. oder die ich mir aufsparen und bewahren kann. denn jetzt rufen erst einmal wieder der schreibtisch und die präpositionsliste.

Dienstag, 26. April 2011

von elternzeit und eisgenuss. oder: perfekt påsk.


sonne auf der haut und im herzen. das osterwochenende hielt für mich wunderbares, freudiges, erlebnisreiches bereit. alle ereignisse wurden durch das zusammensein mit meinen eltern vergoldet und veredelt, und so bestanden die letzten tage aus einer aneinanderreihung von glücksmomenten. ich habe so viel gesehen, so viel bekommen, so viel erlebt. ein bisschen ist es wie ein mosaik, das sich aus vielen kleinen teilen zusammensetzt und eine fantastische zeit ergibt. bezaubernd, engen vertrauten mein stockholm zeigen zu können und dabei selbst teilweise neue sichtweisen und perspektiven gewinnen zu können. beeindruckend, sich unter die stockholmer und touristen zu mischen und zu sehen, wie boulards, parks und straßen von menschen wimmeln. erfüllend, sich auszutauschen und zu berichten, von meinem hier und von meiner heimat, von gestern und von heute und von morgen. entzückend, kaffee und kakao, schokolade und süßigkeiten nach der fastenzeit wieder in vollen zügen zu genießen. faszinierend, wie die sonnenstrahlen von außen und der heimatbesuch von innen wärmen und sich so gute gefühle einstellen. diese schwedentage waren außergewöhnlich, tanzten aus der reihe - und deswegen tut das auch dieser blogeintrag. die ausblicke vom fernsehturm und von den stockholmer inseln, die einblicke ins vaxhomer leben und ins schaffen von carl milles, die rückblicke auf die geschichte meiner lieblingsstadt und auf die erlebnisse mit meiner lieblingsfamilie, all das wird noch lange nachwirken und mich beschäftigen. langsam verschwinden einige der bunten federn, die hier alle sträucher und häuser österlich geschmückt haben. und während damit die äußerlichen fest- und feiertagszeichen abnehmen und die rückkehr zum alltag sichtbarer, greifbarer, deutlicher wird, bleiben die erinnerungsschätze erhalten. und auch wenn so einiges wahrscheinlich schwerer von der hand gehen wird, bleiben mir trotz allem der schwedische frühling, das stockholmer leben, die chemnitzer herzensmenschen und die deutsche sehnsucht. und das ist doch mehr als ein anfang, mehr als ein ausgangspunkt.

Sonntag, 17. April 2011

von frühlingsfreude und sonnensucht. oder: sverige i mitt hjärta.


in dieser woche habe ich wahrscheinlich den ersten sonnenbrand des jahres erhalten. die roten apfelbäckchen nehme ich aber nur zu gern in kauf, wenn das warme, wunderbare tage bedeutet und sich gleichzeitig eine mischung auf frühlingsfreude und sonnensucht einstellt. eis und schnee haben endgültig den rückzug antreten müssen und platz für farbenfrohe frühblüher, grüne knospen und trockene wege gemacht. die beiden kleinen rabauken waren auf so einen umschwung wohl eher nicht eingestellt und forderten einige erkältungstage daheim, die aber dann durch einen fahrradausflug mit brötchenpicknick der grünen jahreszeit gebührend abgeschlossen wurden. nicht nur die kinder kamen auf ihre kosten, auch ich habe dieses kleine 'mellis' (eine verniedlichung des schwedischen ausdrucks für eine zwischenmahlzeit) im freien sehr genießen können. wiederholen ließ sich dieses schöne erlebnis dann direkt am nächsten tag, diesmal in gleichaltriger begleitung und mit käsebrötchen auf einer dachterasse. jetzt gilt es, sich an das sommerlichere stockholm zu gewöhnen, mit touristen und straßencafés, mit menschenmassen und marktständen, mit eisbuden und abendangeboten. wo man früher fast einsam durch winterkalte gassen schlenderte und schnell mit steifen fingern ein erinnerungsfoto schoss, tummeln sich heute die schaulustigen und stadtreisenden. und ich ertappe mich selbst dabei, wie auch ich mein schwedisches leben noch einmal neu sehen und schätzen lerne, wie ich mit anderen worten wieder größere lust habe, die schwedenflagge vor meinem gedanken- und gefühlshäuschen zu hissen und die nationalhymne vor mich hin zu summen. sehr schwedisch und sehr königlich ging es vor allem heute für mich zu: auf einem boot legte ich den weg zwischen arbeitsplatz und wohnort von carl xvi. gustaf zurück. vor dem stockholmer schloss hatte ich am mittwoch den wachwechsel erlebt, mit viel präzision, disziplin und trommelwirbel. zum sonntag ging es etwas ruhiger zu, beim schlendern durch das schloss drottningholm, das fast ein wenig an das französische prunkschloss in versailles erinnerte, kam fast ein wenig ferienfeeling auf. und so falsch ist das gar nicht: nur noch einige wenige tage, dann werden hier die osterbuffets gedeckt und die eier gefüllt. und für mich gibt es ein besonderes geschenk. besten besuch, sozusagen. und da vorfreude bekanntlich die beste freude ist, grüße ich heute abend gut gelaunt und glücklich gestimmt. ha det gott!

Sonntag, 10. April 2011

von natur und kultur. oder: weit, weit raus ins freie.


die schweden zählen nur zu gern die kalenderwochen und werfen dann mit diesen zahlen um sich, um datumsirrungen und -wirrungen zu vermeiden. tue ich es ihnen gleich, so stelle ich fest, dass sich für mich woche neununddreißig dem ende neigt. faszinierend, wie sich im blaugelben land die minuten, stunden, tage aneinander reihen und die zeit vergeht. unzählige erlebnisse, eindrücke, erinnerungen füllen jetzt schon meinen schrank, mein tagebuch, meinen kopf. und doch ergeben sich jede woche neue aufgaben und angebote, die ich wahrzunehmen und zu nutzen versuche. die letzten tage gestalteten sich diesbezüglich gut gemischt. zunächst zeigte sich mein alltag eher von der häuslichen seite, mit kinder- und aupairerkältung, schreibtisch- und schwedischstunden, abend- und extraeinsätzen. und schließlich endlich der lang herbeigesehnte freitag, der arbeitsabstand und erholungsmomente verspricht. wenn daheim die decke auf den kopf zu fallen droht, wächst der wunsch nach ausflügen und ausflüchten ins freie, nach neuen gebieten und gelegenheiten. am samstag stand deshalb eine fahrt ins grüne auf dem programm. der nationalpark etwas außerhalb stockholms erfrischte die lungen mit sauberer luft, die ohren mit ungewohnter stille und die augen mit dichten wäldern und winterlichen schneeresten. an dieser stelle sei erwähnt, dass festes schuhwerk und räuberklamotten nicht nur für den kindergeburtstag, sondern auch für matschspaziergänge eine gute idee sind. hätten wir schwedische kultur und tradition bis ins kleinste detail ausleben wollen, hätten wir außerdem unsere eigenen würstchen auf dem gemeinschaftsgrill bräunen müssen - denn korv med bröd kann hier fast als nationalgericht bezeichnet werden. zurück in der zivilisation boten sich andere kulturelle möglichkeiten. zur kulturnacht stockholms öffneten viele museen und kirchen ihre türen. leider gelangte ich nur selten bis dorthin, weil lange schlangen in der kälte nicht unbedingt lust auf geduld aufkommen ließen. und trotz allem bin ich dankbar für alle chancen, die sich mir bieten und von denen ich immer wieder profitiere. hier, am lieblichsten erdenort mit seinem licht, seinem himmel und seinen grünen weiten.

Sonntag, 3. April 2011

von wärmesehnsucht und strahlemomenten. oder: waiting for the sun.


fast täglich fahre ich mit der roslagsbana von täby in die innenstadt. diese blaue bahn mit ihren alten polsterstühlen lässt mich oft an italienurlaube denken, in denen ich mit meiner familie immer mal wieder in den mehr oder weniger großen genuss veralteter zugmodelle gekommen bin. zwanzig minuten dauert die fahrt. manchmal lese ich die kostenlose zeitung, wenn der informationshunger zuschlägt. manchmal löse ich das tagessudoku, um meine grauen zellen wenigstens minimal zu trainieren. manchmal sitze ich aber auch einfach auf meinem platz, schaue aus dem fenster und sehe, wie wald und holzhäuschen sich langsam in hohe gebäude und betonwege verwandeln. dabei fällt mein blick oft auf die plakate in der bahn, die für alles mögliche werben. vor kurzem gesellte sich eine anzeige dazu, die für vitamine und mineralstoffe aus der dose warb. 'wir schweden können manchmal ein bisschen aufmunterung gebrauchen. das ist vielleicht gar nicht so seltsam. schließlich leben wir in einem land, in der die sonne vor allem durch abwesenheit strahlt.' auch wenn ich kein freund dieser plastikpackungen bin, die gesundheit aus pulver versprechen, so stellt sich bei mir doch ganz langsam verständnis für die sonnensehnsucht der schweden ein. beehrt sie den norden mit ihrer anwesenheit, steig die laune und der tatendrang. kommen dann aber die trüben, tristen tage, verfällt man schnell wieder in die winterliche trägheit und lustlosigkeit. in dieser woche war die gute wohl mit anderen aufgaben beschäftigt - hier haben wir sie jedenfalls nicht oft zu gesicht bekommen. dabei wächst das bedürfnis nach warmen tagen und hellen abenden kontinuierlich, dem stubenhockerdasein möchte ich endlich ein ende bereiten. so lange das aber eben nur abschnittsweise möglich ist, suche ich an anderen orten nach sonnenstunden. so zum beispiel beim kinobesuch in stockholms edelviertel, beim hineinschnuppern in die schwedische reichstagspolitik, beim plaudern in einem der unzähligen kuschelcafés. und vielleicht schaffe ich es auch irgendwann, so ein inneres strahlen zu erreichen, dass dann durch die sonne nur noch komplettiert wird.

Sonntag, 27. März 2011

von fleecedecken und sonnenbrillen. oder: ein frühlingsliedchen summend.


frühlingsbotschaft
heinrich heine

leise zieht durch mein gemüt
liebliches geläute.
klinge, kleines frühlingslied,
kling hinaus ins weite.

kling hinaus bis an das haus,
wo die veilchen sprießen!
wenn du eine rose schaust,
sag, ich lass sie grüßen.

wenn die sonne mir den rücken wärmt oder ich ihr entgegen blinzeln muss, geht mir so manches kleines frühlingslied durch den kopf und lässt mein herz lachen. die schneemassen und die klirrekälte haben mich lange und intensiv fasziniert und beglückt. nach mehreren monaten der winterfreuden und des eingepacktseins spüre ich allerdings deutlich, dass es zeit für wärme und wonne wird. und sieht man von einem kurzen abschiedsgruß des kalten freunds mit schneeflöckchen und minustemperaturen ab, scheint dieser wunsch nach der grünen jahreszeit wahr zu werden. auch wenn der wind manchmal eisig bläst und wolken den sonnenhimmel bedecken, so konnte ich doch in dieser woche mein winterjackeneinmannzelt daheim lassen und gegen ein dünneres exemplar tauschen. und während ich diese zeilen tippe, ertappe ich mich selbst bei einer typisch schwedischen verhaltensweise: dem schreiben, reden, urteilen über die aktuelle wetterlage. hier ist man um ein paar worte und kommentare darüber nie verlegen. gleichzeitig scheinen wort und tat wieder näher beieinander zu liegen - die stockholmer erwachen aus ihrer winterruhe und nutzen jedes bisschen sonne - sei es nun für fikapausen mit fleecedecken oder spaziergänge mit sonnenbrillen. auch bei mir wächst die freude an ausflügen in die sonnenstadt. am dienstag konnte ich noch einmal einen wunderbaren stockholmeindruck gewinnen, als ich einen panoramaspaziergang auf södermalm unternahm und dabei die kamera fast nicht mehr in die tasche stecken wollte, weil die fotomotive kein ende nahmen. am wochenende boten sich schöne aus- und ansichten in einem gewächshauscafé mit blümchen und brötchen und genüsschen und auf einer klosterinsel mit erholungsterasse und turmarchitektur und pflastersteinen. hinzu kommt das gefühl, langsam ein bisschen genauer zu wissen, wohin ich will und was ich vorhabe, wofür ich dankbar bin und woran ich arbeiten möchte.

Sonntag, 20. März 2011

von mittelaltergassen und jugendstilbauten. oder: tere, tallinn! hei, helsinki!


die letzte woche wurde von einer art des lebens und entdeckens bestimmt, die mir gar nicht mehr so vertraut und bekannt war: ich war als tourist unterwegs. dieses besondere gefühl begann schon am sonntag, als ich spontan in einen der stockholmsightseeingbusse sprang und mit einer freundin und ein paar kopfhörern zwei stunden rundfahrt durch schwedens faszinierende hauptstadt genoss. viele ecken erkannte ich wieder - 'ah, schau mal, hier bin ich schon gewesen!' einen ganz anderen eindruck vermittelten mir die letzten tage. am montag startete meine erste einsame reise ins unbekannte. tallinn war aufenthaltsort nummer eins und beeindruckte mit spitzen türmchen, engen gässchen, leckeren genüsschen. hier schien die zeit im mittelalter stehen geblieben zu sein, als steinstadtmauern und verteidigungsfestigungen die heutigen alarmanlagen und überwachungskameras ersetzten. innerhalb der früheren stadttore fällt das zurückdenken und zurückfühlen leicht. spaziert man allerdings aus dem stadtkern heraus, begegnet man der gegenwart und technisierung: neubaublocks, glashochhäuser und riesenbauten schaffen platz für industrie, einwohner und konzerne. meine sichere und pünktliche ankunft am aufenthaltsort nummer zwei verdanke ich auch einer neueren erfindung, nämlich einer großen fähre, die mich von tallinn nach helsinki brachte. dort dominiert der jugendstil die ordentlich angelegten straßen und alleen. zu fuß und mit der straßenbahn erkundete ich die finnische hauptstadt und war wirklich beeindruckt von einer gelungenen kombination von form und funktion. das spiegelt sich im großen und im kleinen wider - denn ein kleiner bummel durch helsinkis designläden ist auf jeden fall lohnenswert und weckt die sehnsucht nach einem praller gefüllten portemonnaie. schon am nachmittag verließ ich die stadt - vielleicht nicht mit unzähligen einkaufbeuteln, dafür aber mit wunderbaren und bezaubernden bildern im kopf und im herzen. der letzte abschnitt meiner entdeckungstour, die rückfahrt mit dem schiff von helsinki nach stockholm, war mir am unangenehmsten, ließ andernseits aber die vorfreude auf meine wahlheimat steigen. die begrüßte mich mit trübem grau und dicken schneeflocken, hielt aber auch wiedersehensfreuden und entspannungsmomente bereit - nach dem ereignisreichen, einsamen reisedasein genau das richtige.

Sonntag, 13. März 2011

von mandelmassa und kaffekonst. oder: ska vi fika?

manchmal denke ich darüber nach, welche eigenschaft oder eigenheit schwedens mir wohl in deutschland am meisten fehlen wird. und wenn ich meinen kalender aufschlage, stelle ich fest, dass es bis zur rückkehr ins sauerkrautland wirklich nicht mehr so lang dauert. vielleicht ist es da eine gute idee, ein bisschen inne zu halten und sich gedanken darüber zu machen, was den blaugelben alltag hier ausmacht und bestimmt, belebt und erheitert. ich bin von herzen dankbar für all die besonderheiten und einmaligkeiten, die ich in meinen monaten hier schon erleben durfte. und dennoch sind es mehr die immer wieder kehrenden tätigkeiten und begegnungen, die mir ans herz gewachsen sind und von denen mir der abschied schwer fallen wird. dazu gehört unter anderem eine gewohnheit, die kommunikation, genuss und entspannung gleichermaßen fordert und fördert: fika.
'fika bedeutet im grunde eine kaffeepause machen, geht aber noch viel weiter. das wort soll von kaffi stammen, so hieß kaffee in der altschwedischen umgangssprache, die reihenfolge der silben wurde umgekehrt. fika machen bedeutet, alte freunde treffen, neue bekanntschaften schließen, tratschen und dem alltagstrott entfliehen.' (rob hincks)
dieses kurze pausieren und plauschen ist dem sparen natürlich nicht unbedingt zuträglich. auf der anderen seite ermöglicht fika ein bisschen mehr innere ruhe, ein bisschen mehr gegenseitiges interesse. selbst in geschäften und kaufhäusern lassen sich kleine cafénischen mit großen kissen und großer auswahl ausfindig machen. die schweden leben eben lieber nach dem motto 'ta det lungt', als ständig das höhere, schnellere, weitere anzustreben. und trotz aller päuschenlieben werde ich langsam ein wenig hibbelig und kribbelig, möchte so gern planen und organisieren und wissen und durchführen. passend dazu hat am mittwoch die fastenzeit begonnen, mit pompösen semlaabschied am dienstag und eisernem fikaverzicht seit dem wochenbergfest. und jetzt bin ich gespannt auf das kommende, ob wollen und können in guter balance zueinander finden, ob vorhaben und träume verwirklicht werden können. und am ende komme ich eben doch wieder zur schwedischen einstellung zurück: 'ta det lugnt.'

Sonntag, 6. März 2011

von sonnenstrahlen und winterwundern. oder: idas sommarvisa auf den lippen. beinahe.

und schon hat der märz gegonnen. und so langsam lassen sich sonnenstrahlen, vogelgezwitscher und frühlingsgefühle erahnen. in unserem wohnzimmer wurde es am montag beinahe sommerlich, afrikanisch, als ich nils in eine toilettenpapiermumie verwandelte und er völlig in seiner rolle als ägyptischer (wenn auch bedauerlicherweise toter) pharao aufging. erik freut sich über vögel (piep-piep) und autos (brumm-brumm) gleichermaßen. sobald ein federtier oder ein fahrzeug erahnt, rennt er, so schnell ihn seine kurzen babybeinchen tragen, zum fenster. ganz stockholm scheint sehnsüchtig darauf zu warten, dass schnee und eis sich in wasser verwandeln und wärmere, hellere tage einzug halten. auch wenn ich sonnenstrahlenkitzeln nach den klirrekalten tagen sehr genieße, kann ich mich doch noch nicht so gut von den winterwundern verabschieden. deswegen stattete ich am mittwoch dem brunnsvikeneis in der nähe der residenz von kronprinzessin viktoria und ihrem gatten noch einmal einen besuch ab. die kombination aus weißer welt und strahlendem sonnenhimmel lockte auf jeden fall gutelaunegefühle und glücksgedanken aus der winterruhe. heute wurde meiner liebe zur kalten jahreszeit dann sozusagen ein krönchen aufgesetzt, als ich mir zum ersten mal zwei lange, schmale bretter (auch bekannt als ski; heute zum glück nicht mehr aus holz!) unter die füße schnallte. anfangs war meine einstellung zu hangabfahrten und slalomsbewegungen eher von angst und panik geprägt. später entwickelte sich daraus aber zum glück fahrspaß und wintervergnügen, und zusammen mit fröhlichen kindergartenkindern und wagemutigen kindermädchen sauste ich bei wundervollem wetter den anfängerhügel hinab. auf dem heimweg dann hörte ich die vögel zwitschern und griff schon beinahe nach der sonnenbrille. vielleicht ist ja wirklich bald der augenblick gekommen, 'adjö' zum kalten freund zu sagen? und mit der sich ankündigenden blüte- und gedeihzeit werden auch pläne und vorhaben wieder wach. und die neugier und spannung hinsichtlich des sommerschwedens. und die sehnsucht nach wiedersehensfreude und rückkehrglück. und die hoffnung auf 'god fortsättning', sozusagen.

Sonntag, 27. Februar 2011

von schwarzbrotsehnsucht und semlaschlemmerei. oder: home is where your heart is.


in den letzten tagen bin ich in mancherlei hinsicht ärmer, in vielerlei hinsicht aber auch reicher geworden. beginnen wir mit den armutsmomenten: der alltagseinstieg nach dem minischwesternurlaub war nicht unbedingt eine leichtigkeit, sondern gestaltete sich eher traurig und träge. ungewöhnlich oft wanderten meine gedanken in dieser woche über die eisbedeckte ostsee in die stadt der moderne, die bei mir sonst häufig nicht unbedingt positive assoziationen hervorruft. so ist es aber wahrscheinlich mit dem land und den leuten: am ende nehmen die menschen, die bezaubern, im herzen doch den größeren platz ein als die orte, die faszinieren. und obwohl ich in dieser woche so manches mal gern einen deutschlandtag genossen hätte, weiß ich doch, dass ich mit der blaugelben schönheit noch nicht abgeschlossen habe. mein liebstes land hält noch viel für mich bereit - überraschungen und herausforderungen, schönheit und glückserlebnisse. endorphine steckten für mich am mittwoch in viel bedrucktem papier: hier werden bücher gerade zu aupairfreundlichen preisen ausverkauft - und mein schwedischer erinnerungs- und traditionsschatz ist nun am wachsen und gedeihen. gleich am donnerstag folgte auf diesen kleinen kaufrausch ein großer genuss: schwedische semlor werden mich noch um den verstand und meine letzten kronen bringen. nur gut, dass am neunten märz die semlafreie fastenzeit beginnt. dann wird es noch bedeutsamer, sich auf die optischen eindrücke zu konzentrieren. und das fällt bei dieser schwedenschönheit auch nicht schwer. gestern stand ein ausflug in den winterlichen schärgarten auf dem programm, der durch eingeschneite inseln und zugefrorene wassermassen beeindruckt. beinahe kann man sich nach lönneberga denken, oder nach bullerby. in der kleinen fischkneipe mussten die kartoffeln erst mal aufgesetzt werden, was bei der köchin zeitdruck und panik auszulösen schien, uns allerdings eher amüsierte. ein kleinbus brachte uns zurück zum schiff, das sich seinen weg durchs eis brach und uns wiederum über schwedischen zauber und winterliche eleganz staunen ließ. sverige in wort und ton, geruch, geschmack und bild also. und trotz allem tyskland im hinterkopf.

Sonntag, 20. Februar 2011

von stockholmsblick und schwesternglück. oder: the many ways of sisters.


 
meine schwedische welt wird nun wieder einen graueren anstrich erhalten, nachdem sich die letzten tage strahlend und intensiv gestalteten. ich durfte meine kleine schwester auf entdeckungsreise mitnehmen, sie ein bisschen in meinen alltag einführen und gleichzeitig eine art kurzurlaub genießen. der begann am donnerstag, als die beiden kleinen schlingel mit ihren eltern richtung fjäll aufbrachen. mit dem landrover und unmengen an gepäck führte ihr weg zu einer skischule und einigen schneespaßtagen. mein programm sah da ganz anders aus: nachdem ich der königlichen bibliothek einen besuch abgestattet hatte, wartete in der innenstadt ein dick eingepacktes chemnitzer mädchen mit großem koffer und großer erzähllust auf mich. nach diesem so lang ersehnten startschuss schien die zeit nur so zu fliegen. oft wussten wir gar nicht so richtig, wo wir beginnen sollen - beim ansehen, beim mitteilen, beim erleben, beim ausprobieren. und am ende zählte ohnehin viel mehr die miteinander verbrachte und genossene zeit als die anzahl der museen, sehenswürdigkeiten, shoppingerfolge. gemütliche filmabende mit deutscher schokolade und schwedischen bettdecken gehören genauso zu den glückserinnerungen wie eine winterbootsfahrt entlang der stockholmer inseln. die stadt meines herzens durften wir zusammen sehen, schmecken, riechen, fühlen, hören. ob kladdkaka oder aussichtsturm, dansmuséet oder altstadtspaziergang, einkaufstour oder fikapause: dieses verlängerte wochenende zusammen werde ich im kopf, vor allem aber im herzen bewahren und wohl so schnell nicht vergessen. und in umnachteten momenten helfen mir unsere fotoautomatenbilder, deren entstehung wahrscheinlich einen eigenen blogeintrag füllen könnte. bei so vielen glücksmomenten fällt der abschied schwer, sehr schwer. aber, wie pippi schon so schön sagte: 'am besten, ihr geht jetzt nach hause, damit ihr [...] wiederkommen könnt. denn wenn ihr nicht nach hause geht, könnt ihr ja nicht wiederkommen. und das wäre schade.' und ich weiß ja, dass es ein wiedersehen und wiederkommen geben wird. und bis dahin muss die zeit mit unternehmungen und erlebnissen und überlegungen und eindrücken gefüllt werden. und natürlich mit den erinnerungen und gedanken an das wunderbare gewesene.

Sonntag, 13. Februar 2011

von winterherzen und sonnenstunden. oder: vad är det för en dag, är det en vanlig dag?


manchmal entsteht in mir wirklich die frage, wie hier ein gewöhnlicher tag aussieht, was meinen alltag ausmacht, wo sich routinen und muster ergeben. hin und wieder scheine ich in meinen schwedischen rhythmus hineinzugleiten, der dann aber oft von erlebnissen, eindrücken, ereignissen durchbrochen wird. von zeit zu zeit gehören enttäuschungen dazu, mit denen umzugehen mir nicht immer leicht von der hand geht. oder es ist die verbindung nach hause, die sehnsucht und heimweh in mir aufkommen lässt. oder es schleichen sich erkenntnisse und sicherheiten ein, die ich momentan mehr als willkommen heiße. oder aber eine frustwelle kommt auf, die es zu bekämpfen gilt - am besten mit gesprächen und gebäck. und dann gibt es natürlich noch die besonders besonderen tage, zu denen der freitag gehört. zum ersten mal habe ich nicht mit meiner, sondern einer anderen, mir trotz allem immer noch fremden familie in ein neues lebensjahr gefeiert. meine angst vor den grünen marzipanmassen der princesstårta war glücklicherweise unbegründet - stattdessen durfte ich mich über rhabarbertorte, heimatpäckchen, glückwunschkarten und geburtstagslieder freuen. schweden machte mir ein ganz besonderes geschenk: fünfzig zentimeter neuschnee, die mein lieblingsland wieder in eine bezaubernde glitzerwelt verwandelten, gleichzeitig aber für ordentlich chaos und durcheinander sorgten. am samstag schnappte ich mit deswegen einen plastikschlitten und nutzte die gelegenheit - denn wer weiß wirklich, wie verlässlich der skandinavische winter noch ist? über die zurückgekehrte kälte freuten sich auch ambitionierte eisläufer, die heute die 80 kilomenter zwischen uppsala und stockholm beim vikingarännet 2011 zurücklegten. weil die letzte nacht spät endete, waren wir heute beim zuschauen auch nicht unbedingt früh dran - und konnten immerhin noch einen blick auf fünf nachzügler erhaschen. danach setzten wir einen wundervollen wintersonnenspaziergang fort und genossen klirrekälte und schneezauber. und in diese welt lade ich nächste woche meine schwester ein, die hoffentlich mit dicken mützen und schwedenlust anreist und auf deren ankunft ich mich schon jetzt freue. dann kommt nämlich ein bisschen heimat zu mir. ein wunderbares bisschen.

Sonntag, 6. Februar 2011

von körper und seele. oder: immer wieder sonntags.


die kunst des lebens besteht darin, dem alltag immer wieder sonntage abzugewinnen. (ernst ferstl)

sonntag - mein liebster lieblingstag. und seit juli immer wieder der tag, an dem ich über die vergangene woche noch einmal nachgedacht und erlebnisse und gedanken für mich summiert habe. wenn ich jetzt einen blick zurück werfe, ist das staunen über die vielen schon vergangenen sonntage und wochentage und feiertage und eben überhaupt tage groß. da reihen sich so viele augenblicke aneinander, die für mich so unterschiedliches bedeuten. manchmal fühle ich mich so weit entfernt von allem bisher gewesenen; an anderen tagen sehne ich mich nach meinem familienleben. und zwischen grauen und nicht so grauen momenten reihen sich überraschend oft die unter-der-woche-sonntage ein, die ich meinem alltag immer wieder abgewinnen kann. während der letzten sieben tage waren das zum beispiel kinderkunterbunte stunden. luftküsse von erik und umarmungen von nils, dschungelwohnzimmerrennen und pfannkuchenfreitagsfreuden. oder auch außenausflüge mit wunderbaren schwedenmenschen. so habe ich endlich das stadshuset von innen gesehen und im anschluss einen spaziergang entlang des zugefrorenen sees mälaren genossen. zur stärkung gab es für mich danach die erste semla meines lebens, das fastenbrötchen der schweden. ursprünglich war es mit einer semmel vergleichbar, bis beim folk des blaugelben landes der heißhunger auf süßes zuschlug und die semla mit mandelmasse und schlagsahne gefüllt wurde. schweden eben. ein weiterer kulinarischer höhepunkt war der köttbulletallrik, der mich am donnerstag bei ikea erwartete. an wochentagen preisgesenkt, werden fleischklößchen, kartoffelbrei und preiselbeermarmelade von mindestens jedem zweiten besucher bestellt. dem leib habe ich also ausreichend gutes geboten. da galt es, einen seelischen und kulturellen ausgleich zu schaffen. und das gelang mehr als gut: gestern durfte ich 'messias' von händel als ballett in der königlichen oper ansehen und erleben, und war mehr als begeistert. sobald man dieses imposante gebäude betritt, fühlt man sich silvia, carl gustaf und viktoria um einiges näher. und heute ist nun wirklich sonntag und damit zeit für zeit. zeit, um sich vorzufreuen. zeit, um nachzudenken. zeit, um zu hinterfragen. zeit, um nach vorn zu schauen.

Sonntag, 30. Januar 2011

von schneehasen und schnupfennasen. oder: ta det lugnt.


und wieder einmal zeigt sich, dass erhitzte gemüter keine gute idee sind. nicht einmal im winter, wenn einen draußen die kälte umfangen hält und ein eisiger wind um die ohren weht. besser ist es da, sich an ein schwedisches lebensmotto zu halten, das sich mit gemütlichkeit, fikapausen und innerer ruhe verbindet: ta det lugnt. das gilt zunächst einmal für kleine alltagskriege, in denen sich gelassenheit und überredungskunst bewähren. möchte ein kleiner cowboy beispielsweise nicht in den kindergarten, lässt sich der kinderwagen schnell, schnell in ein wildes präriepferd verwandeln. und schon kann der ritt zum daghem beginnen. der ausspruch lässt sich weiterhin auch auf allen planungsdruck und entscheidungsstress anwenden. im moment fühle ich mich ein bisschen klein in bezug auf all die möglichkeiten, die mir vielleicht offen stehen, vielleicht auch nicht. ich übe mich im schritt-für-schritt denken und versuche, mir zeit zu nehmen und zu lassen. nur fällt das nicht immer leicht. manchmal hätte ich so gern einen fertigen, funktionierenden plan. ich weiß: wo bleibt da der nervenkitzel und die herausforderung? diesen beiden faktoren auch ihren platz zu gönnen, das nimmt auf meiner todoliste einen platz ziemlich weit oben ein. und zu guter letzt ist so eine auszeit, in der man es mit ruhe und gemütlichkeit probiert, und noch dazu seine sorgen über bord schmeißt, wahrscheinlich dann besonders angebracht, wenn ohnehin der taschtuchverbrauch ins unermessliche steigt und die nase neue, rötere farbtöne annimmt. deswegen nahm ich zwar gestern die rolle des frühen vogels ein, dessen wecker schon zeitig schrillte, konnte danach aber im schönen solsidan (übrigens namensgeber der gleichnamigen schwedischen fernsehserie) ausreichend durchatmen. während viele hausbesitzer dort dauerhaft einen bezaubernden ausblick auf die schären der ostsee genießen, hatte ich dieses erlebnis nur für eine kurze, dafür aber intensive weile. promenad, pestopasta, plauderei - eine sehr gelungene kombination. heute wird das entspannungsprogramm durch einen spaziergang in einem der schönsten parks stockholms erweitert, bei dem wieder viel frische winterluft die lungen füllen und vom nachdenken rauchende köpfe abkühlen kann. und dann? dann werden wir sehen.

Sonntag, 23. Januar 2011

von meermädchen und winterkindern. oder: eis, eis, baby!


während bei manchen so langsam die frühlingsgefühle geweckt werden und die sehnsucht nach wärme und sonne wächst, freue ich mich über schnee, eis und kälte. was bin ich froh, dass die plusgrade für die weiße welt noch nicht das ende bedeutet haben. das zwiebelkleidungsprinzip, das besonders für die beiden jungs hier gilt, bringt am morgen nicht unbedingt das maximale vergnügen, sondern sorgt hin und wieder für stress, hektik, anspannung. danach ist aber zeit zum durchatmen, zum aufatmen. und auch zum genießen, denn der anblick des eises und der flocken ist bezaubernd:
der winter
christian morgenstern

der fjord mit seinen inseln liegt
wie eine kreidezeichnung da;
die wälder träumen schnee-umschmiegt,
und alles scheint so traulich nah.
so heimlich ward die ganze welt...
als dämpfte selbst das herbste weh
aus stillem, tiefem wolkenzelt
geliebter, weicher, leiser schnee.
allerdings habe ich keinen fjord, sondern den schärgarten direkt vor der tür. in dieser woche durfte ich meinen neuen heimatort vom wasser aus betrachten, als ich einen spaziergang auf dem eis unternahm. die winterstille beruhigt durcheinanderköpfe und regt gleichzeitig zum nachdenken an. die beine bekommen bewegung, die augen ein wunderbild. beeindruckend war auch ein rundgang auf djurgården, bei dem ich mit malin (nein, nicht på saltkrokan, sondern hier und jetzt als barnflicka in stockholm) kilometer um kilometer zurücklegte und mich am ende fragte, ob meine fingerspitzen eigentlich noch an ihrem alten platz sind. aus diesem grund optimierten wir unsere winterausflugspläne am samstag, als wir uns das gemütliche örtchen sigtuna ansahen, das man mit zug und bus von stockholm aus gut erreichen kann. zunächst begegneten wir hier bei ersten vorsichtigen schritten auf der zugefrorenen ostsee spaziergängern, eisläufern und schlittenfahrern und genossen die weiße weite. anschließend wurde schnell für innere und äußere wärme gesorgt: mit fikapäuschen, kuschelsofas und heizungsluft. und heute? an diesem sonntag steht pulkavergnügen auf dem plan. in einem innenstadtpark in stockholm darf jedermann sich nämlich unter fröhliche kinder mit plastikschlitten mischen und schneehügel hinabsausen. ja, jag älskar den svenska vintern!

Sonntag, 16. Januar 2011

von luftballons und fleischklößchen. oder: aus klein mach groß.


diese woche war jede woche kindertag - so schien es mir auf jeden fall zu sein. schließlich ist in bezug auf meine beiden jungs momentan alles noch neu, aufregend, spannend. das hält überraschungen und herausforderungen bereit. manchmal gilt es, tief durchzuatmen, an anderer stelle darf ich zuwendung und aufmerksamkeit genießen. besonders freut mich, dass ich im dunkeln die angst nicht mehr packen wird - nils hat mir nämlich versprochen, mit seiner cowboypistole (er nennt sie kaibeupangare) alle gespenster zu erschießen. dafür bin ich ihm auf jeden fall zutiefst dankbar. und auch so richteten sich viele augen auf ihn, denn am samstag wurde er vier jahre alt und lud dazu zum piratengeburtstagsfest ein. natürlich durften schwedische liedchen und große päckchen nicht fehlen. besonders prägte sich mir aber die princesstårta ein, die mit unmengen an marzipan und sahne alle godisgrisar bestoch. und während heute alle kindergartenfreunde mit ihm einen abenteuerspielplatz stürmten und sich zwischendurch mit bullar, glass und saft stärkten, ging auch für mich der kinderspaß weiter. heute stand junibacken auf dem plan, ein schwedisches paradies für kleine und große. dort darf man nämlich die schwedischen kindergeschichten anfassen, nichts verstaubt hinter bilderrahmen und glasscheiben. auf unserem weg durch die erzählwelt begegneten uns pettson och findus, karlsson på taket, mumins, pippi långstrump, alfons åberg und viele andere bekannten gestalten. köttbullar med lingonsylt och potatis machten danach das blaugelbe glück perfekt. weil ich aber eben doch nicht mehr ganz klein bin, habe ich im vasamuseet auch ein bisschen erwachsenenkultur genossen und interessantes über ein 333 jahre auf dem meeresgrund wartendes schiff erfahren. außerdem traute ich mich hoch hinaus und wurde auf dem kaknästornet mit einem wunderbaren winterausblick über stockholm und guten gesprächen belohnt. und dann die zukunftsplanung, immer wieder topgesprächsthema. so umfassend, so kompliziert, so nervenaufreibend. da brauche ich hin und wieder fikaentspannungspausen und reashoppingtouren, und bekomme dennoch diese große frage nicht aus dem kopf. vi ska se hur det kommer att bli...

Sonntag, 9. Januar 2011

von ankunft und wiedersehen. oder: det bästa med stockholm.


nun sitze ich hier also mit meinem tee und meinem laptop mit meinen wochenendgedanken. eigentlich ein ziemlich gewöhnliches bild, und doch sind die voraussetzungen diesmal anders. zunächst einmal hat mich das land der kanelbullen wieder - klar, dass ich samstag gleich drei der unvergleichlich guten zimtschnecken probieren musste. schließlich gab es zwei wochen entzug wieder aufzuholen. und um das schwedenklischee in vollem ausmaß zu bedienen, habe ich gedanklich in dieser woche im größten ikea der welt schon meine erste studentenwohnung eingerichtet. und das in der besten begleitung, die man sich dafür vorstellen kann ('komm, lass uns mal kurz auf den betten hier ausruhen, ja?'). während der plaudereien darüber, welche strategie sich wohl am besten eignet, um das eigene heim zu einem wohlfühlplatz zu machen, treten dann auch die gedanken an zuhause in den hintergrund. dort habe ich auch die letzten begegnungen und erlebnisse tief im herzen bewahrt, und von dort werden sie auch nicht verschwinden. jetzt heißt meine neue heimat täby, ein vorort von stockholm. vieles ist noch ungewohnt und bleibt zu entdecken, einiges wird immer vertrauter. zum beispiel das reh, das schon mehrmals an meinem fenster vorbeisprang und manchmal ganz kurz einen blick hineinwarf. oder nils und erik, meine beiden neuen jungs, die ihren platz auf den pepparkaks- und auch in meinem herzen fanden. ich bin gespannt auf das kommende, bin gespannt auf den alltag. schon morgen geht das abenteuer los. es fühlt sich gut an, wieder hier zu sein, wieder fikapausen einzulegen, wieder zur tbana zu hetzen, wieder museumspläne zu machen. und gleichzeitig zurückzudenken an meine familie und die weihnachtspause, an das deutsche abendbrot und die deutsche schokolade, an niedrige preise und eigentümliche dialekte. schön zu wissen, dass die altbekannten orte auf mich warten, und neue gleichzeitig vielversprechend wirken und meine aufmerksamkeit wecken. da lässt es sich gut reisen, gut leben.