Sonntag, 26. Juni 2011

von midsommarmomenten und abschiedsaugenblicken. oder: und ich mittendrin.


så där ja. heute ist ein besonderer sonntag. mein letzter komplett schwedischer sonntag. mein fuenfzigster blogeintragssonntag. mein erster nachmidsommarsonntag. otroligt, wie schnell die zeit verflogen ist und verfliegt (und wahrscheinlich auch verfliegen wird). so viel liegt hinter mir, so viel liegt vor mir. und ich bin mittendrin, in einer mischung aus freude und trauer, grossstadt und landleben, erinnerungen und plänen, schweden und deutschland. ich glaube, im moment habe ich noch zu wenig abstand und draufblick, um passende zusammenfassende worte zu finden oder angemessene umfassende resuemees zu ziehen. deswegen werde ich mich darauf beschränken, vom grössten schwedischen fest des jahres zu berichten. am freitag, dem midsommarafton, sammelten sich klein und gross um mit blumen und blättern verzierte midsommarstangen, um diese erst aufzustellen und dann zu umtanzen. dabei kann es vorkommen, dass die liedtexte maskuline verbeugungen oder froschartige spruenge verlangen, sehr zur belustigung der mitwirkenden und der zuschauenden. am abend steht ein gemuetliches festessen mit der familie auf dem plan. meine gasteltern fuellen diese rolle nicht unbedingt aus, und so stand mein reich gedeckter midsommartisch bei einer freundin. und die liste der genussmittel ist lang: sill och potatis, gräddfil och dill, bubbel och snaps, sallad och knäckebröd, jordgubbar och glass. dazu gelächter und geplausche, sonner und sommer, zusammensein und zufriedenheit. mittsommerlicher, erfuellender hätte es fuer mich nicht sein können. und während sich wohl so mancher schwede vom tanz- und schnapsrausch erholen musste, ging fuer uns das vergnuegen weiter. in gröna lund, dem stockholmer spasspark, warteten achterbahn, kettenkarussell, katapult, schokoladengewinn und fuenfkampf auf uns und versuessten uns das letzte juniwochenende. nach all diesen freudvollen stunden galt es dann, abschied und abstand zu nehmen. ersteres von meiner besten schwedenfreundin - und das war alles andere als leicht. und letzteres vom stockholmer gewimmel - kurz vor knapp stand nämlich noch ein besuch in der sommarstuga von anna und magnus, nils und erik auf meinem plan. und damit wahrscheinlich meine vorerst letzte begegnung mit dem skärgården und mein vorerst letztes bad in der schwedischen ostsee. und weitere vorerst letzte male werden folgen. und dann kommen die ersten male. und dann vielleicht, oder hoffentlich, die erneuten male. auf bald also, mein lieblichster erdenort.

Sonntag, 19. Juni 2011

von bergen und tälern. oder: då ska det finnas tid att känna fritt.


ist es nicht verrueckt, auf welch unterschiedliche arten man sich einem abschied nähern kann? gerade in dieser woche glichen meine gefuehle diesbezueglich wahrscheinlich der berg- och dalbana in gröna lund (fuer all diejenigen, die meine wunderbare zweite heimat noch nicht besucht haben oder aber dessen landessprache nicht mächtig sind: gröna lund ist der vergnuegungspark der hauptstadt, berg- och dalbana bedeutet achterbahn.). da gab es zum beispiel auf der einen seite die arbeit, die viele stressmomente und vor allem viele stunden beinhaltete und die ich eher ungern erledigte. auf der anderen seite klammerte sötis-erik an mir und rief meinen namen und strahlte - und da schlägt das herz natuerlich höher. da gab es die sehnsucht nach heimatzeit und familienaugenblicken, die ich hier vergeblich suche und auf die ich mich unendlich, unendlich freue. auf der anderen seite durfte ich wieder wunderbarste freundschaftsstunden erleben und verbringen - und diese art von verbundenheit wird mir fehlen. da gab es muedigkeit und erschöpfung und lustlosigkeit, und ja, es ist zeit fuer urlaub im anderen 'schwe'-land. auf der anderen seite bin ich gerannt und gehuepft und gesprungen - und habe mir bei meinen favoritliedern mit den favoritledarna gar nicht richtig vorstellen wollen, wie mein sportprogramm wohl ohne friskis&svettis aussehen wird. da gab es berichte im kleinen und grossen von konzerten und erlebnissen im grossen deutschland und den eindruck, hier manchmal ein bisschen abgeschieden und ausgeschlossen zu sein. auf der anderen seite will ich meine lieblingsworte auf schwedisch noch so oft sagen können und meine lieblingslieder auf schwedisch noch so oft mitsingen - und weiss doch, dass vieles mir verloren gehen wird. wie wird es wohl am besten gelingen, den riesigen schwedenschatz zu bewahren und zu pflegen und gleichzeitig bereit zu sein fuer neue, deutsche, heimatliche wege? men utan utmaningar vore livet väldigt enformigt, såklart. jag ska alltså våga chansa.

Sonntag, 12. Juni 2011

von fahnenfurore und skärgårdsschiffen. oder: mitt vänaste, vänaste land.


du gamla, du fria, du fjällhöga nord,
du tysta, du glädjerika sköna!
jag hälsar dig, vänaste land uppå jord,
din sol, din himmel, dina ängder gröna.
din sol, din himmel, dina ängder gröna.

du tronar på minnen från fornstora dar,
då ärat ditt namn flög över jorden.
jag vet att du är och du blir vad du var.
ja, jag vill leva, jag vill dö i norden.
ja, jag vill leva, jag vill dö i norden.
am sechsten juni wurde mein liebstes lieblingsland gefeiert. ja, ich habe begeistert mit meiner kleinen blaugelben papierfahne gewunken. ja, ich habe die schwedische nationalhymne gerne mitgesungen. ja, ich habe den könig gesehen und den rest der familie erahnt (denn ausser mir verspuerten so einige den wunsch, die royals aus der nähe zu sehen.). ja, ich wuerde gern noch häufiger solche feste und feiern erleben und mich noch mehr als teil dieses kleinen folkes fuehlen. bald werden aber erst einmal die koffer fuer die rueckkehr gepackt und dem liebsten schwedenland der ruecken zugewendet. und die gedanken an wiedersehen und heimat lösen auch freude und wärme aus. ein bisschen bitterkeit und trauer bleiben allerdings stetige begleiter durch die letzten alltagstage hier. zu sehr ist stockholm meine heimat geworden, zu gern nehme ich schwedische wörter in den mund, zu lieb habe ich die natur, die menschen, die lebensweise gewonnen. volle kraft voraus also fuer die verbleibende wenige zeit - jetzt gilt es, sie zu fuellen, zu nutzen, zu geniessen. am samstag und sonntag habe ich deswegen gleich zwei mal stockholmer sommerparadiese aufgesucht - kleinere und groessere skärgårdsinseln mit steinfelsen, sandstrand, glasbläserei, holzhäusern, schiffsammlungen, meeresduft. wunderbar wochenendlich konnte man sich da fuehlen. sonnensatt, planvoll und erlebnishungrig schliesse ich die vergangenen tage ab und stuerze mich in eine neue woche mit neuen abenteuern und aufgaben. jag ska dansa fastän hjärtat brister.

Sonntag, 5. Juni 2011

von holzhauszauber und endlosausblick. oder: auf entdeckungserstaunenserlebnisreisen.


komm mit und schau; so schön ist unsere welt! dem, der mit offenen augen reist, schenkt sie ihren zauber. ihm öffnet sie den horizont, ihn lässt sie im kleinen das grosse entdecken, im fremden das bekannte und im alltäglichen das wunder. komm mit und schau! (autor unbekannt)
nur zu gern wuerde ich euch zeigen, euch erleben lassen, was bei mir in den letzten tagen fuer so viel begeisterung und zufriedenheit gesorgt hat. zunächst einmal gab es da den besten aller urlaubsauftakte: einen brief der stockholmer universität, der sozusagen mein ticket fuer den weg zurueck ins herzensland darstellt - ich habe den tisustest geschafft, darf jetzt geniessen und feiern und aufatmen. nach freudenvollen telefonaten und motivierten packstunden musste ich nur noch einmal schlafen und konnte mich schon am nächsten tag ins schwedenreiseabenteuer stuerzen. stilecht im volvo und mit knäckebrot und so manchem h&m-kleidungsstueck im gepäck begann die insgesamt ueber eintausend kilometer lange fahrt nach småland und später nach gotland. hinterm steuer sass nicht ich (ein glueck!), sondern toppentolle tanja, die in hohem masse zum gelingen und gluecken der reise beitrug. beim schaukeln in bullerby fuehlten wir uns selbst noch einmal wie lisa und britta. beim umarmen von michel / emil kamen wir astrid lindgren und ihrer zauberwelt näher. beim schlendern durch holzhausgassen spuerten und sahen wir schwedische schönheit. beim stoppen, staunen und fotografieren vom wegrand aus genossen wir das roadtripfeeling. beim kosten von småländischem ostkaka und gotländischem saffranspannkaka konnten wir neue geschmackswelten entdecken. beim vorankommen mit auto oder fähre tauschten wir uns ueber alles mögliche aus. beim blicken ueber die gruenen wälder, ueber das meer oder ueber feine sandstrände teilten wir unsere freude und verzueckung. und nun sitze ich wieder im stockholmer zuhause, mit sonnenbrand auf den schultern, fotomassen auf der speicherkarte, erinnerungen in herz und kopf und vor allem mit grosser dankbarkeit fuer das gewesene.