advent
rainer maria rilke
es treibt der wind im winterwalde
die flockenherde wie ein hirt
und manche tanne ahnt wie balde
sie fromm und lichterheilig wird;
und lauscht hinaus. den weißen wegen
streckt sie die zweige hin - bereit
und wehrt dem wind und wächst entgegen
der einen nacht der herrlichkeit.
jetzt hängen an unserer tür die grünen kränze und ein tannenpferd schmückt unseren eingangsbereich. hannes legt für lucia schon mal sein pfefferkuchenkostüm bereit. auch meinen ersten glögg mit rosinen und mandeln habe ich schon genossen, als mats auf seiner arbeit am donnerstag die türen für alle besucher öffnete. da stand ich also mit meinem kleinen tässchen und ringelstrumpfhosen zwischen anzugmenschen und karrierefrauen. gleich danach erwarteten mich neue fikafreuden: bullar, kakor und muffins warteten als belohnung nach dem singen auf mich. unser neunmannchor präsentierte sein repertoire - von südafrikanisch bis schwedisch war alles dabei. wer dann auch seinem körper etwas gutes tun möchte, nimmt am besten die schneeschaufel in die hand und arbeitet sich durch das winterwunderland. ansonsten verzaubert auch schon der blick in die schwedenfenster hinein, die mit lampen und weihnachtssternen dekoriert werden. lichterketten und rote kugeln sorgen auch in der blaugelben hauptstadt für vorfreude und lassen das weihnachtsherz höher schlagen. bei den häufigen stromausfällen kann man seiner kerzenlieben ganz besonders ausdruck verleihen. und kinderträume werden wieder lebendig, wenn man die uralten schlittschuhe einsteckt und vorsichtig auf einer der eisflächen in stockholm herumschlittert. bei minus zehn grad mussten wir nach dem eisvergnügen unsere zehen erst einmal wieder zum leben erwecken, was aber dank caféwärme und chinesischen nudeln gar nicht so viele minuten in anspruch nahm. mütze, schal und handschuhe werden hier zu den liebsten begleitern, und nach und nach verwandeln sich die menschen in michelinmännchen, wenn sie ihre daunenjacken aus dem schrank holen und sich so richtig einmummeln. und ich bin so glücklich, mittendrin sein zu dürfen und immer mehr dazuzugehören.