Sonntag, 26. Dezember 2010

von weihnachtswunder und winterwelt. oder: abschied, aufbruch, reisen.


ich kann freilich nicht sagen, ob es besser wird, wenn es anders wird. aber soviel kann ich sagen: es muss anders werden, wenn es besser werden soll! (georg christoph lichtenberg)

wenn ich im moment einen blick hinaus ins schneechaos werfe, erblicke ich nicht wie geplant den schwedischen, sondern den deutschen himmel. wettertechnisch bedurfte es keiner großen umgewöhnung - wow, dieser wunderwinter! und ja, ich hatte natürlich die möglichkeit, weiter meine geduld zu testen und zu verbessern, als ich an diversen plätzen öffentlichen verkehrs stand und wartete. jetzt aber kann ich den flockenwirbel von innen bestaunen oder mich dick eingepackt bei spaziergängen an der weißen welt erfreuen. schwerer als die einstellung auf das deutsche wetter fiel mir der abschluss meiner zeit bei familie hultin. hannes, der mit mir einen kochnachmittag mit der spielzeugküche geplant hatte, verabschiedete sich mit dicken umarmungen und einer fotoserie (mein voschlag für den titel: 'ich, den geschirrspüler einräumend.') und ließ mein herz doch ein wenig schwer und traurig werden. dann galt es, adjö zur landschaft von roslagen zu sagen, die mich immer wieder bezaubert und fasziniert hatte. und bald darauf saß ich schon im stockholmer flughafen, schlug die zeit mit dem schwedischen pendant zur 'morgenpost' tot und wartete auf das boarding. der umschwung von hektik zu heimat dauerte nur wenige stunden und erschien mir in meinen ersten tagen etwas zu abrupt. so vieles bleibt noch in herz und kopf, während chemnitz schon mit neuen eindrücken und anforderungen lockt. und trotzdem habe ich weihnachtsduft und festgeschmack daheim in vollen zügen genossen, habe den baum bewundert und die geschenke ausgepackt. und jetzt ist zeit für herzensmenschen, für glücksmomente, für augenblicksbezauberungen. und so genieße ich und darf weiterhin genießen. und bei all der sächsischen freude vermisse ich trotz allem meine blaugelbe wahlheimat, und das nicht zu knapp.

Sonntag, 19. Dezember 2010

von flockenwirbel und tannentanz. oder: nu är det jul igen!



stjärnörna faller i natten nu, himlarna sänker sig ner över jorden. och när stjärnans bloss tänder sitt ljus hos oss, brinner en låga klar i hela norden. julen är här och lyser frid på jorden. glädjen är stor - i ett barns klara ögon bor den. julen är här, i våra mörka länder. kom, låt oss ta varandras händer, när julen är här.

heute brennen alle adventskerzen, heute sind es nur noch fünf tage bis zum schönsten fest des jahres. am montag wurde hier dem licht gedacht - zum luciafest zündet wahrscheinlich jeder schwede noch mindestens eine kerze mehr an (obwohl auch sonst alle häuser in die dunkelheit hinein strahlen) und wird ganz andächtig, wenn er davon spricht, dass bald die helleren tage wiederkommen. dann betritt lucia mit den stjärngossar, tomtar und pepparkaksgubbar singend den raum, trägt einen lichtkranz auf dem kopf und hat vermutlich die taschen voller lussekatter, also saffransgebäck mit rosinen, die ihre katze darstellen oder als schutz gegen den teufel dienen können. ja, ljus och fika sind in schweden wahrscheinlich zwei zauberworte, die ich auch gern in den mund nehme und noch lieber 'in die tat' umsetze, indem ich mein zimmer mit teelichtern erhelle und immer wieder kleine kaffeepausen einlege. in vorfreude und vorbereitung auf tannenbäume, kinderfreuden und glücksmomente habe ich ein wunderbares weihnachtswochenende erlebt: am samstag durfte ich mich selbst beschenken und so manche einkaufstüte füllen, am abend dann konnte ich mich (wie auch schon am freitag) bei wertvollen gesprächen entspannen und austauschen. heute wurde ein richtiger winterwundertag: weihnachtsmarkt in skansen mit tanz um die tanne, pepparkaksbäckerei, eishänden und -füßen, glögggenuss und schwedenzauber; eine ausstellung über lebkuchenhäuser vom leben als maus im käse bis zum traumschloss aus gewürzteig und smarties; schneeflocken, soweit das auge reichte - obwohl das vielleicht kein guter ausdruck ist, denn aufgrund des weißen wirbels war die sicht doch sehr eingeschränkt. jetzt hoffe ich auf letzte schatzkästchenmomente und fliegende flüge. und freue mich auf die tage, die immer näher rücken und mein herz höher schlagen lassen.

Sonntag, 12. Dezember 2010

von hausbau und glücksbewegung. oder: wie aus gewürzteig gebäudekunst entsteht.


zum dritten advent gibt es hier eine weihnachtswochenendsbeschäftigung für alle technik- und ästhetikbegeisterten: die mission heißt pepparkakshus und darf nur mit essbaren mitteln ausgeführt werden. das grundrezept findet ihr in verschiedenen varianten im internet (meines ist ein kleines geheimnis; hier findet ihr eine möglichkeit.), geleimt und zusammengepappt wird mit karamellisiertem zucker, dekoriert mit allem, was das herz begehrt. 

1.000 g mehl - 500 g honig - 500 g zucker - 100 g butter - 3 eier - 1-2 esslöffel dunkles (entöltes) kakaopulver - 2 tütchen lebkuchengewürz - 1/2 teelöffel weißer pfeffer - 1-2 messerspitzen gemahlener muskat - 1/2 teelöffel salz - 2 teelöffel pottasche - 50 ml wasser

wasser und pottasche vorsichtig verrühren. zucker, butter und honig in einem kochtopf erwärmen, bis sich der honig und die butter mit aufgelöst haben. abkühlen lassen. die restlichen zutaten mit dem mehl vermengen. das butter-honig-gemisch mit der angerührten pottasche und der mehlmischung verkneten, bis ein geschmeidiger eher weicher batzen teig entsteht. den frisch gekneteten teig in frischhaltefolie einwickeln und in einer zugedeckten schüssel kühl ruhen lassen. nur wenn der lebkuchenteig nach der ruhephase immer noch viel zu weich erscheint, wird vorsichtig noch etwas mehl beigegeben und untergeknetet. wie bei den meisten rezepten für lebkuchenhäuser wird auch dieser teig 8 bis 10 mm dick ausgerollt und bei 170 grad ca. 20 minuten goldbraun gebacken. die bauteile für das pfefferkuchenhaus werden mit dem 'gesicht' nach unten gelegt und müssen gründlich auskühlen, bevor die einzelteile zusammengesetzt werden.

es empfiehlt sich ein winterwunderspaziergang, um die lungen mit frischluft und die augen mit schneeschönheit zu füllen. mit kleinen kindern können dabei lawinen von eingeschneiten tannenbäumen ausgelöst werden, ihr werdet euren augen nicht trauen! und um platz zu schaffen für backnaschereien, können sportliebhaber sich an schlittenhügeln austoben. wieder daheim sind kleine fikapausen obligatorisch, natürlich mit kaffee (von welchem die schweden raue mengen konsumieren) und zu dieser jahreszeit mit lussekattern (saffranskatzenschwänze mit rosinen; benannt nach der katze der heiligen, die licht in die schwedische winterwelt bringt). wer zwischendurch auch dem kopf nahrung bieten möchte, darf sich gern an puzzles, rätseln und ähnlichen knobelspielen versuchen (bei mir handelte es sich um ein 137 zentimeter langes schwedenpuzzle). all diese tipps stammen aus erster hand. denn genau so habe ich mein vorletztes blaugelbes winterwochenende verbracht: backend und bastelnd und spazierend und rodelnd und rätselnd und bewundernd und dekorierend und genießend.

Sonntag, 5. Dezember 2010

von pepparkaksduft und kerzenschein. oder: die allerbeste kleinstadtvereinigung.

heute brennt nun also schon die zweite kerze. ich bin immer wieder erstaunt, wie schnell die zeit verfliegt und sich woche an woche an woche reiht. manchmal komme ich gar nicht richtig hinterher, möchte so gern so viel sehen und erleben. wenn ich dann aber einen blick zurück werfe, wird mir bewusst, wie viel ich schon entdecken durfte. ich in schweden - und das schon seit fast fünf monaten. und auch wenn ich mich von zeit zu zeit frage, wo die minuten, stunden, tage bleiben, so hat doch jede woche ihren eigenen charakter, ihre neuigkeiten, ihre besonderheiten. in der vergangenen prägte vor allem der winter mit seiner klirrekälte das bild - da ich mittlerweile aber auch in einer riesigen schwedischen winterjacke stecke, spüre ich den eisigen wind nur im gesicht, wohingegen oberkörper und hände in meinem einmannzelt verschwinden dürfen. hätte ich die wahl, ich würde mich wohl für busfahrten und spaziergänge entscheiden und das hintermsteuersitzen ganz schnell verabschieden. am freitag waren schneesturm und angstautofahrt angesagt. zum glück habe ich den kampf mit dem wetter gewonnen und bin heil mit meinem pepparkaksgubbe (der gestern wirklich ein solches kostüm trug.) daheim angelangt. dort galt es dann, die ungeduld einigermaßen im zaum zu halten - ich erwartete nämlich seit ewiger zeit wieder einmal ganz eigenen besuch. vom mariefredmädchen, das mir wunderwunderbarste gesellschaft leistete, sogar mit mir im saab mitfuhr (ich denke ans bremsen, versprochen!) und die beste backhilfe beim saffransvaniljkranszaubern war. zusammen sind wir winterlandschaftsirrwege bis zu einer kleinen käserei gefahren, haben norrtälje samt industriemuseum und weihnachtsmarkt unsicher gemacht und vor allem eine zauberhafte zeit verbracht. jetzt duftet mein zimmer nach pfefferkuchenhäuschen, den sonntag habe ich mit stockholmsfika gebührend abgeschlossen und die cocacolaweihnachtstruckmusik lässt mich ganz rührselig werden. der einzige wermutstropfen sind die waschmaschinen, die noch auf mich warten, und die sich nahende anstrengende woche, aber große vorfreude und wundervolle erinnerungen sind ja bekanntlich gute mittel gegen stimmungstiefs.