frühlingsbotschaft
heinrich heine
leise zieht durch mein gemüt
liebliches geläute.
klinge, kleines frühlingslied,
kling hinaus ins weite.
kling hinaus bis an das haus,
wo die veilchen sprießen!
wenn du eine rose schaust,
sag, ich lass sie grüßen.
wenn die sonne mir den rücken wärmt oder ich ihr entgegen blinzeln muss, geht mir so manches kleines frühlingslied durch den kopf und lässt mein herz lachen. die schneemassen und die klirrekälte haben mich lange und intensiv fasziniert und beglückt. nach mehreren monaten der winterfreuden und des eingepacktseins spüre ich allerdings deutlich, dass es zeit für wärme und wonne wird. und sieht man von einem kurzen abschiedsgruß des kalten freunds mit schneeflöckchen und minustemperaturen ab, scheint dieser wunsch nach der grünen jahreszeit wahr zu werden. auch wenn der wind manchmal eisig bläst und wolken den sonnenhimmel bedecken, so konnte ich doch in dieser woche mein winterjackeneinmannzelt daheim lassen und gegen ein dünneres exemplar tauschen. und während ich diese zeilen tippe, ertappe ich mich selbst bei einer typisch schwedischen verhaltensweise: dem schreiben, reden, urteilen über die aktuelle wetterlage. hier ist man um ein paar worte und kommentare darüber nie verlegen. gleichzeitig scheinen wort und tat wieder näher beieinander zu liegen - die stockholmer erwachen aus ihrer winterruhe und nutzen jedes bisschen sonne - sei es nun für fikapausen mit fleecedecken oder spaziergänge mit sonnenbrillen. auch bei mir wächst die freude an ausflügen in die sonnenstadt. am dienstag konnte ich noch einmal einen wunderbaren stockholmeindruck gewinnen, als ich einen panoramaspaziergang auf södermalm unternahm und dabei die kamera fast nicht mehr in die tasche stecken wollte, weil die fotomotive kein ende nahmen. am wochenende boten sich schöne aus- und ansichten in einem gewächshauscafé mit blümchen und brötchen und genüsschen und auf einer klosterinsel mit erholungsterasse und turmarchitektur und pflastersteinen. hinzu kommt das gefühl, langsam ein bisschen genauer zu wissen, wohin ich will und was ich vorhabe, wofür ich dankbar bin und woran ich arbeiten möchte.