Sonntag, 26. Dezember 2010

von weihnachtswunder und winterwelt. oder: abschied, aufbruch, reisen.


ich kann freilich nicht sagen, ob es besser wird, wenn es anders wird. aber soviel kann ich sagen: es muss anders werden, wenn es besser werden soll! (georg christoph lichtenberg)

wenn ich im moment einen blick hinaus ins schneechaos werfe, erblicke ich nicht wie geplant den schwedischen, sondern den deutschen himmel. wettertechnisch bedurfte es keiner großen umgewöhnung - wow, dieser wunderwinter! und ja, ich hatte natürlich die möglichkeit, weiter meine geduld zu testen und zu verbessern, als ich an diversen plätzen öffentlichen verkehrs stand und wartete. jetzt aber kann ich den flockenwirbel von innen bestaunen oder mich dick eingepackt bei spaziergängen an der weißen welt erfreuen. schwerer als die einstellung auf das deutsche wetter fiel mir der abschluss meiner zeit bei familie hultin. hannes, der mit mir einen kochnachmittag mit der spielzeugküche geplant hatte, verabschiedete sich mit dicken umarmungen und einer fotoserie (mein voschlag für den titel: 'ich, den geschirrspüler einräumend.') und ließ mein herz doch ein wenig schwer und traurig werden. dann galt es, adjö zur landschaft von roslagen zu sagen, die mich immer wieder bezaubert und fasziniert hatte. und bald darauf saß ich schon im stockholmer flughafen, schlug die zeit mit dem schwedischen pendant zur 'morgenpost' tot und wartete auf das boarding. der umschwung von hektik zu heimat dauerte nur wenige stunden und erschien mir in meinen ersten tagen etwas zu abrupt. so vieles bleibt noch in herz und kopf, während chemnitz schon mit neuen eindrücken und anforderungen lockt. und trotzdem habe ich weihnachtsduft und festgeschmack daheim in vollen zügen genossen, habe den baum bewundert und die geschenke ausgepackt. und jetzt ist zeit für herzensmenschen, für glücksmomente, für augenblicksbezauberungen. und so genieße ich und darf weiterhin genießen. und bei all der sächsischen freude vermisse ich trotz allem meine blaugelbe wahlheimat, und das nicht zu knapp.

Sonntag, 19. Dezember 2010

von flockenwirbel und tannentanz. oder: nu är det jul igen!



stjärnörna faller i natten nu, himlarna sänker sig ner över jorden. och när stjärnans bloss tänder sitt ljus hos oss, brinner en låga klar i hela norden. julen är här och lyser frid på jorden. glädjen är stor - i ett barns klara ögon bor den. julen är här, i våra mörka länder. kom, låt oss ta varandras händer, när julen är här.

heute brennen alle adventskerzen, heute sind es nur noch fünf tage bis zum schönsten fest des jahres. am montag wurde hier dem licht gedacht - zum luciafest zündet wahrscheinlich jeder schwede noch mindestens eine kerze mehr an (obwohl auch sonst alle häuser in die dunkelheit hinein strahlen) und wird ganz andächtig, wenn er davon spricht, dass bald die helleren tage wiederkommen. dann betritt lucia mit den stjärngossar, tomtar und pepparkaksgubbar singend den raum, trägt einen lichtkranz auf dem kopf und hat vermutlich die taschen voller lussekatter, also saffransgebäck mit rosinen, die ihre katze darstellen oder als schutz gegen den teufel dienen können. ja, ljus och fika sind in schweden wahrscheinlich zwei zauberworte, die ich auch gern in den mund nehme und noch lieber 'in die tat' umsetze, indem ich mein zimmer mit teelichtern erhelle und immer wieder kleine kaffeepausen einlege. in vorfreude und vorbereitung auf tannenbäume, kinderfreuden und glücksmomente habe ich ein wunderbares weihnachtswochenende erlebt: am samstag durfte ich mich selbst beschenken und so manche einkaufstüte füllen, am abend dann konnte ich mich (wie auch schon am freitag) bei wertvollen gesprächen entspannen und austauschen. heute wurde ein richtiger winterwundertag: weihnachtsmarkt in skansen mit tanz um die tanne, pepparkaksbäckerei, eishänden und -füßen, glögggenuss und schwedenzauber; eine ausstellung über lebkuchenhäuser vom leben als maus im käse bis zum traumschloss aus gewürzteig und smarties; schneeflocken, soweit das auge reichte - obwohl das vielleicht kein guter ausdruck ist, denn aufgrund des weißen wirbels war die sicht doch sehr eingeschränkt. jetzt hoffe ich auf letzte schatzkästchenmomente und fliegende flüge. und freue mich auf die tage, die immer näher rücken und mein herz höher schlagen lassen.

Sonntag, 12. Dezember 2010

von hausbau und glücksbewegung. oder: wie aus gewürzteig gebäudekunst entsteht.


zum dritten advent gibt es hier eine weihnachtswochenendsbeschäftigung für alle technik- und ästhetikbegeisterten: die mission heißt pepparkakshus und darf nur mit essbaren mitteln ausgeführt werden. das grundrezept findet ihr in verschiedenen varianten im internet (meines ist ein kleines geheimnis; hier findet ihr eine möglichkeit.), geleimt und zusammengepappt wird mit karamellisiertem zucker, dekoriert mit allem, was das herz begehrt. 

1.000 g mehl - 500 g honig - 500 g zucker - 100 g butter - 3 eier - 1-2 esslöffel dunkles (entöltes) kakaopulver - 2 tütchen lebkuchengewürz - 1/2 teelöffel weißer pfeffer - 1-2 messerspitzen gemahlener muskat - 1/2 teelöffel salz - 2 teelöffel pottasche - 50 ml wasser

wasser und pottasche vorsichtig verrühren. zucker, butter und honig in einem kochtopf erwärmen, bis sich der honig und die butter mit aufgelöst haben. abkühlen lassen. die restlichen zutaten mit dem mehl vermengen. das butter-honig-gemisch mit der angerührten pottasche und der mehlmischung verkneten, bis ein geschmeidiger eher weicher batzen teig entsteht. den frisch gekneteten teig in frischhaltefolie einwickeln und in einer zugedeckten schüssel kühl ruhen lassen. nur wenn der lebkuchenteig nach der ruhephase immer noch viel zu weich erscheint, wird vorsichtig noch etwas mehl beigegeben und untergeknetet. wie bei den meisten rezepten für lebkuchenhäuser wird auch dieser teig 8 bis 10 mm dick ausgerollt und bei 170 grad ca. 20 minuten goldbraun gebacken. die bauteile für das pfefferkuchenhaus werden mit dem 'gesicht' nach unten gelegt und müssen gründlich auskühlen, bevor die einzelteile zusammengesetzt werden.

es empfiehlt sich ein winterwunderspaziergang, um die lungen mit frischluft und die augen mit schneeschönheit zu füllen. mit kleinen kindern können dabei lawinen von eingeschneiten tannenbäumen ausgelöst werden, ihr werdet euren augen nicht trauen! und um platz zu schaffen für backnaschereien, können sportliebhaber sich an schlittenhügeln austoben. wieder daheim sind kleine fikapausen obligatorisch, natürlich mit kaffee (von welchem die schweden raue mengen konsumieren) und zu dieser jahreszeit mit lussekattern (saffranskatzenschwänze mit rosinen; benannt nach der katze der heiligen, die licht in die schwedische winterwelt bringt). wer zwischendurch auch dem kopf nahrung bieten möchte, darf sich gern an puzzles, rätseln und ähnlichen knobelspielen versuchen (bei mir handelte es sich um ein 137 zentimeter langes schwedenpuzzle). all diese tipps stammen aus erster hand. denn genau so habe ich mein vorletztes blaugelbes winterwochenende verbracht: backend und bastelnd und spazierend und rodelnd und rätselnd und bewundernd und dekorierend und genießend.

Sonntag, 5. Dezember 2010

von pepparkaksduft und kerzenschein. oder: die allerbeste kleinstadtvereinigung.

heute brennt nun also schon die zweite kerze. ich bin immer wieder erstaunt, wie schnell die zeit verfliegt und sich woche an woche an woche reiht. manchmal komme ich gar nicht richtig hinterher, möchte so gern so viel sehen und erleben. wenn ich dann aber einen blick zurück werfe, wird mir bewusst, wie viel ich schon entdecken durfte. ich in schweden - und das schon seit fast fünf monaten. und auch wenn ich mich von zeit zu zeit frage, wo die minuten, stunden, tage bleiben, so hat doch jede woche ihren eigenen charakter, ihre neuigkeiten, ihre besonderheiten. in der vergangenen prägte vor allem der winter mit seiner klirrekälte das bild - da ich mittlerweile aber auch in einer riesigen schwedischen winterjacke stecke, spüre ich den eisigen wind nur im gesicht, wohingegen oberkörper und hände in meinem einmannzelt verschwinden dürfen. hätte ich die wahl, ich würde mich wohl für busfahrten und spaziergänge entscheiden und das hintermsteuersitzen ganz schnell verabschieden. am freitag waren schneesturm und angstautofahrt angesagt. zum glück habe ich den kampf mit dem wetter gewonnen und bin heil mit meinem pepparkaksgubbe (der gestern wirklich ein solches kostüm trug.) daheim angelangt. dort galt es dann, die ungeduld einigermaßen im zaum zu halten - ich erwartete nämlich seit ewiger zeit wieder einmal ganz eigenen besuch. vom mariefredmädchen, das mir wunderwunderbarste gesellschaft leistete, sogar mit mir im saab mitfuhr (ich denke ans bremsen, versprochen!) und die beste backhilfe beim saffransvaniljkranszaubern war. zusammen sind wir winterlandschaftsirrwege bis zu einer kleinen käserei gefahren, haben norrtälje samt industriemuseum und weihnachtsmarkt unsicher gemacht und vor allem eine zauberhafte zeit verbracht. jetzt duftet mein zimmer nach pfefferkuchenhäuschen, den sonntag habe ich mit stockholmsfika gebührend abgeschlossen und die cocacolaweihnachtstruckmusik lässt mich ganz rührselig werden. der einzige wermutstropfen sind die waschmaschinen, die noch auf mich warten, und die sich nahende anstrengende woche, aber große vorfreude und wundervolle erinnerungen sind ja bekanntlich gute mittel gegen stimmungstiefs.

Sonntag, 28. November 2010

von winterwundern und weihnachtsstimmung. oder: die erste kerze brennt.



advent
rainer maria rilke


es treibt der wind im winterwalde
die flockenherde wie ein hirt
und manche tanne ahnt wie balde
sie fromm und lichterheilig wird;
und lauscht hinaus. den weißen wegen
streckt sie die zweige hin - bereit
und wehrt dem wind und wächst entgegen
der einen nacht der herrlichkeit.

jetzt hängen an unserer tür die grünen kränze und ein tannenpferd schmückt unseren eingangsbereich. hannes legt für lucia schon mal sein pfefferkuchenkostüm bereit. auch meinen ersten glögg mit rosinen und mandeln habe ich schon genossen, als mats auf seiner arbeit am donnerstag die türen für alle besucher öffnete. da stand ich also mit meinem kleinen tässchen und ringelstrumpfhosen zwischen anzugmenschen und karrierefrauen. gleich danach erwarteten mich neue fikafreuden: bullar, kakor und muffins warteten als belohnung nach dem singen auf mich. unser neunmannchor präsentierte sein repertoire - von südafrikanisch bis schwedisch war alles dabei. wer dann auch seinem körper etwas gutes tun möchte, nimmt am besten die schneeschaufel in die hand und arbeitet sich durch das winterwunderland. ansonsten verzaubert auch schon der blick in die schwedenfenster hinein, die mit lampen und weihnachtssternen dekoriert werden. lichterketten und rote kugeln sorgen auch in der blaugelben hauptstadt für vorfreude und lassen das weihnachtsherz höher schlagen. bei den häufigen stromausfällen kann man seiner kerzenlieben ganz besonders ausdruck verleihen. und kinderträume werden wieder lebendig, wenn man die uralten schlittschuhe einsteckt und vorsichtig auf einer der eisflächen in stockholm herumschlittert. bei minus zehn grad mussten wir nach dem eisvergnügen unsere zehen erst einmal wieder zum leben erwecken, was aber dank caféwärme und chinesischen nudeln gar nicht so viele minuten in anspruch nahm. mütze, schal und handschuhe werden hier zu den liebsten begleitern, und nach und nach verwandeln sich die menschen in michelinmännchen, wenn sie ihre daunenjacken aus dem schrank holen und sich so richtig einmummeln. und ich bin so glücklich, mittendrin sein zu dürfen und immer mehr dazuzugehören.

Sonntag, 21. November 2010

von fußballgenuss und puddinggeplauder. oder: zwischen dem blühenden vaterland und dem lieblichsten erdenort.

this time for ... nein, eben nicht mehr afrika - das scheint schon unendlich weit entfernt, denn seit der weltmeisterschaft kurz vor meinem abenteuerbeginn haben so viele perlen das schatzkästchen mit den erinnerungen gefüllt. am mittwoch kam eine weitere hinzu, zum wochenbergfest waren nämlich die schwedische und die deutsche nationalmannschaft an der reihe. und ich hatte nicht etwa heimkino, sondern durfte das echt und in farbe miterleben. zugegeben, das spiel wird wohl nicht als besonders spannend oder besonders ereignisreich in die geschichte eingehen - für mich war es aber auf jeden fall besonders besonders. jogi löw mit dem schal, bastian schweinsteiger mit der kapitänsbinde, die fans mit den hartnäckigen anfeuerrufen, das stadion mit seinen minusgraden - und mitten in all dem saß ich mit meiner schwedenfahne auf der rechten und meiner deutschlandfahne auf der linken wange, meinem blaugelben trikot und meiner kleinen inneren unsicherheit, für wen das fußballherz nun eigentlich schlagen soll. eins weiß ich aber zum glück sicher: freundschaftsfreitage mit pudding und plaudereien tun dem herzen unendlich gut und sind wahrscheinlich das effektivste mittel, um den aufkommenden novemberblues zu bekämpfen. oder zumindest zu teilen. vorgestern zog ich mit schlittschuhen los, verbrachte meinen abend dann allerdings doch nicht auf dem eis, sondern auf der couch, nach einer anstrengenden woche vielleicht auch die klügere wahl. und genau das richtige, um vor dem wochenendeinsatz kraft zu sammeln. samstag stand nämlich eine piratenparty an, sozusagen. hannes und ich waren allein zu haus (wenn man von den tieren und harald mal absieht). der kleine seeräuber vermisste seine mama allerdings arg, weswegen wir die vielen wochenendsstunden mit pannkakor, schildkrötenkino, pepparkakor und köttbullar füllten und uns so ein bisschen ablenkten. und während es hannes am heutigen ruhetag bei einer diskogeburtstagsfeier krachen lässt, darf ich ein bisschen großstadtluft und weihnachtsmarktduft schnuppern. und ich bin mir fast sicher, dass auch heute abend wieder viele erinnerungswerte erlebnisse den wochenrückblick dominieren werden.

Sonntag, 14. November 2010

von väterfreuden und käsekuchenwärme. oder: vier monate und ein schwedenmädchen.


heute ist ein besonderer tag. als erstes werden heute die väter in schweden gefeiert. bei uns geschah dies mit hummern und saffransrisotto und 'bubbelvatten' am abend. vorher allerdings ehrte ich große väter der welt auf andere weise: alfred nobel, insbesondere dem von ihm gestifteten preis, wurde meine aufmerksamkeit zuteil, als ich sein museum besuchte und mich ein klein wenig auf zeitreise begab. das bedeutete nicht nur nahrung für den kopf (im moment bin ich wahrscheinlich ein wissensstaubsauger - ich muss wieder ein bisschen leben in meine grauen zellen bringen, habe ich den eindruck.), sondern auch kulinarischen genuss. ich durfte mich ein bisschen hineinfühlen in das große bankett am 10. dezember, habe ich doch die nobeleiscrème und einen schokotaler mit nobelprägung verspeist. mums! dann weckte die königsfamilie, ganz besonders aber deren schätze und kronen, mein interesse. in der skattkammaren bewunderte ich perlen und diamanten und gold und silber und außerdem die englischkenntnisse deutscher touristen, die einem hier überall begegnen. und am nachmittag war zeit für einen der väter der musik: mozart berührte und beeindruckte mich mit seinem requiem in der storkyrka in gamla stan. dort stehen schon die hüttchen für den weihnachtsmarkt bereit - umso angebrachter, vorher noch einmal innezuhalten und nicht in einem einzigen rasen durch die zeit den advent zu beginnen. vor allem gefielen mir die geste und symbolik der zuhörer in der reihe vor mir: eine mama war mit ihren beiden erwachsenen töchtern gekommen und hielt diese während des ganzen konzertes an den händen. ich glaube, es ist so wichtig, dass wir einander manchmal eine hand reichen oder eine helfende, führende, liebende hand gereicht bekommen und begreifen, dass wir uns nicht immer durch alles allein hindurchschlagen müssen. als zweites haben sich die einwohner des blaugelben landes für eine ihrer lieblingsspeisen wieder einmal einen tag erwählt: der småländische ostkaka wird heute wohl in vielen mündern und mägen gelandet sein. ja, auch ich habe einen käsekuchen gezaubert und genossen. immer mal wieder muss man den bauch einfach mit einem warmen stück kuchen füllen, um ein bisschen gemütlichkeit und vergessen zu ermöglichen. und zu guter letzte wohne ich nun seit genau vier monaten im liebsten geliebten schweden. vier monate voller eindrücke und erlebnisse und herausforderungen und abenteuer und glücksmomente und begegnungen und noch so vielem mehr, was in mir passiert und sich hier gar nicht beschreiben lässt.

Sonntag, 7. November 2010

von herzensgeheimnissen und begegnungsschätzen. oder: zusammen ist man weniger allein.



'hier ist das tiefste geheimnis, das keiner kennt. hier ist die wurzel der wurzel, und die knospe der knospe, und der himmel des himmels eines baumes namens leben. der höher wächst als die seele hoffen, der geist verbergen kann, und dies ist das wunder, das die sterne in ihren bahnen hält. ich trage dein herz. ich trage es in meinen herzen.' (e. e. cummings) ''
immer deutlicher wird mir bewusst, was für ein großer schatz es ist, herzensmenschen um sich zu haben, die stärken und aufbauen und zuhören, die mitweinen und mitlachen und mitfühlen, die helfen und unterstützen und unter die arme greifen. schon so mancher schwarzer tag wurde durch freundschaftssterne zum erinnerungswerten erlebnis, schon so mancher groll konnte in ironie umgewandelt und später durch ein großes lächeln (und vielleicht auch ein stück kuchen, ich geb es ja zu.) vertrieben werden. meine heutigen spätsonntagsworte sollen also all denen danken, die mich auf meinem schwedenweg begleiten, denn ohne sie wäre die eine oder andere weggabelung bedeutend härter, der eine oder andere anstieg bedeutend anstrengender. neben dem liebsten geliebten blaugelben zauberland, das mich mit überraschungen und entdeckungen beglückt, sind es vor allem die menschen, die mein barnflickaleben lebenswert machen. 'in den schuhen meiner schwester' - so heißt der film, aus dem obiges gedicht stammt; und dessen titel mir auch gleich anlass für heimweh und ein bisschen herzschmerz liefert. meine familie ist und bleibt das vaterland meines herzens. und immer noch warte ich sehnsüchtig darauf, dass jemand die kunst des beamens möglich macht, denn mit dem fliegen habe ich es ja leider nicht so. wie wundervoll, dass es daheim so viele gibt, an denen meinen herz hängt, auf die ich mich schon jetzt freue, die ich so gern auf tee, gebäck und plaudereien einladen würde. ebenso zauberhaft finde ich aber, dass auch mein schweden kostbare begegnungen für mich bereithielt und bereithält. fikastunden, wochenendsausflüge, entdeckungstouren, entspannungsabende, filmfreuden, riesenpläne. und heute denke ich besonders an das mariefredmädchen, mit dem ich eins der bisher allerallerallerbesten wochenenden erleben durfte. zum glück, zum glück bin ich nur selten allein, sondern habe die liebsten in der nähe und in der ferne.

Sonntag, 31. Oktober 2010

von fikavergnügen und naturbezauberung. oder: alter schwede!


manchmal ist es vielleicht das beste, ein bisschen abstand zu gewinnen und aus der ferne zu betrachten und eine neue perspektive einzunehmen. und genau das setze ich gerade um, und möchte an meinem lieblingstag an meinem lieblingsort ein wenig über mein lieblingsland nachgrübeln. wenn sich meine gedanken in blaugelbe gefilde begeben, kommt mir zuerst die atemberaubend natur in den sinn. sommer, herbst und ein bisschen winter durfte ich jetzt schon erleben und genießen - offene landschaften, frische luft, herrliche seen, tiefe wälder, glitzerndes meer, raschelnder wind, intensive farben. so viel schönheit an einem fleckchen erde. und während die südländer glauben, dass der schnee eine strafe für die sünden der skandinavier bedeutet, bin ich vom wunderweißen ganz entzückt und bleibe gespannt auf dunkle, gemütliche winterstunden. die lassen sich wohl am besten mit den einwohnern des landes teilen und genießen, auch wenn die von zeit zu zeit regelrecht sommersüchtig erscheinen. und dennoch stelle ich mir ein fikapäuschen mit den schweden mehr als angenehm vor. für sie ist von hoher bedeutung, ihren eigenen kleinen persönlichen freiraum zu pflegen und um jeden preis konflikte zu vermeiden. neben anderen menschen und tieren scheinen auch mobiltelefone einen großen platz in ihren herzen einzunehmen. aufkommende probleme oder angestauter kummer oder aufreibender stress werden am besten mit kaffee und kanelbulle bekämpft, geduld entwickelt sich vor allem beim anstehen vor dem bus, in geschäften oder eben überall dort, wo es passt. kreisverkehre werden als normale kreuzungen angesehen (am merkwürdigsten wirkt es, wenn an der einfahrt links geblinkt wird.) und 'rechts vor links' wurde erfolgreich gegen 'größere straße vor schmalerer straße' ersetzt. sauna und schnaps tragen erheblich zu einem guten schwedischen leben bei, wohingegen ein paar stundenkilometer zu viel als unverzeihlich gelten. hilfsbereitschaft und freundlichkeit und bescheidenheit sind sozusagen die blaugelben tugenden, die mir immer wieder ins auge fallen. und so versuchen sie - genau wie ich - sich ihr eigenes kleines glück zusammenzusetzen. und für mich gehört zu diesem wunderbaren gefühl eben auch dazu, dieses volk zu beobachten und kennenzulernen und ein klein wenig dazuzugehören.

Sonntag, 24. Oktober 2010

von schwedenschnee und surströmmingsstinkerei. oder: piraten auf entdeckungsreise.


am freitag war es so weit: der ungeliebte, gnadenlose wecker kündigte einen neuen tag an, den ich theoretisch wahrscheinlich eher schlecht gelaunt begonnen hätte. diese ahnung wurde aber alles andere als realität, vielmehr trat das gegenteil ein. ein blick aus dem fenster kündigte schwedischen winterzauber an und ließ mein herz höher schlagen. die bäume, die eigentlich noch buntes herbstlaub tragen, waren von weißem wunderpuder bedeckt und dicke flocken kamen vom himmel herunter. noch eindrücklicher wurde dieses bild, als in unserem haus der strom ausfiel und ich mit meinen beiden starken jungs im dunkeln weiter frühstückte. dem menschen, der die taschenlampe erfand, sei an dieser stelle ganz herzlich gedankt. allerdings gab es eigentlich keinen grund zur beunruhigung, schließlich sind hannes und ich mittlerweile unter die piraten gegangen und könnten uns wahrscheinlich gegen jegliche gefahr verteidigen (besonders das holzschwert scheint mir für diesen zweck sehr geeignet.). mats wurde am schneetag zum 'kapitän' des saabs, der glücklicherweise am mittwoch seine reifen mit spikes erhalten hatte. und auch ohne fernrohr ließ sich erkennen, dass das eine weise entscheidung war: allein auf dem weg nach norrtälje sahen wir sieben autos und einen lkw, die sich dem schneevergnügen im straßengraben hingaben. mittlerweile ist inseestechen wahrscheinlich wieder besser möglich, denn so viel weiß ist nach reichlichen regengüssen gar nicht mehr übrig. zum glück reichte bereits ein kleiner spaziergang zum kühlschrank aus, um ein schwedische seebesonderheit in die freiheit (oder besser: auf die teller) zu entlassen: surströmming, vergorener hering, wurde heute abend von mir getestet und für gut befunden. wenn die kleinen fischlein auf dem tisch landen, wird das abendessen zum erlebnis: die dosenöffnung wird im freien durchgeführt (dem geruch widme ich lieber nicht so viele zeichen, denn der ist nichts für empfindliche näschen.). anschließend belegen alle hungrigen mit viel liebe ein tunnbröd mit kartoffelscheiben, zwiebel, fischfitzelchen und gräddfil. und so schließe ich diese woche als frisch gebackener seeräuber mit speziellen sinneseindrücken, wundervollen winterbeginnserinnerungen und stetiger schwedenlust ab.

Sonntag, 17. Oktober 2010

von ausblicksbezauberung und glücklichkeitseindrücken. oder: schweden. und gut.


aus der ferne winkt schon das reh, das heute abend auf den tisch kommen soll. das blaugelbe land hält neben wild im wald aber zum glück noch so viel mehr für mich bereit: einen sich nahenden winter, mit dicken schals und frostüberzogenen wiesen und riesigen teetassen - nur scheinen mir meine stoffschuhe nicht unbedingt für diesen geeignet. eine bezaubernde hauptstadt, die immer wieder neu und spannend und einladend ist - das etnografiska, das sjöhistoriska  und das nordiska museet haben mir ihre türen geöffnet und mich in die welten des internationalen, der seefahrt und des skandinavischen eingeführt. eine umwerfende kombination aus buntem laub, klirrender kälte und strahlender sonne - manchmal muss ich mich selbst ermahnen, während der täglichen autofahrten auf die straße und nicht auf das meer oder in den wald zu schauen. eine handvoll herzensmenschen, die genuss, gelächter und geplauder so einfach und alltäglich machen - mit der richtigen begleitung wird jede fikapause, jeder museumsbesuch und jede sprachkursstunde zum wertvollen glücksmoment. eine sich ständig verändernde see, an der mein herz wohl immer hängen wird - noch nie habe ich so viele blautöne und glitzerwellen und windböen wahrnehmen und erleben dürfen. ein wohlfühlrezept aus kleinen zufallsbegegnungen und großen abenteuerunternehmungen - die liste der sehens- und erlebenswürdigkeiten wird wohl stetig weiter wachsen, zusammen mit meiner vorfreude auf besondere ausflüge ebenso wie auf den kaffeekauf mit kleinem plausch. eine wundervolle sprache, die mich gleichzeitig fordert und erfreut - es fühlt sich so gut an, verstanden zu werden und selbst zu verstehen, und immer mehr zu erforschen und zu erfahren. eine chance, um auszuprobieren und kennenzulernen und auszusortieren und hinzuzugewinnen - manches kommt, anderes geht, einiges bleibt. schweden, mein liebstes, geliebtes schweden, schweden mit seiner schönheit und reinheit und freundlichkeit, tröstet über so manchen aufkommenden zutodebetrübtmoment hinweg und fügt dafür umso mehr himmelhochjauchzendaugenblicke hinzu.

Sonntag, 10. Oktober 2010

von glückssteinchen und momentsammlungen. oder: sverige i mitt hjärta.


herbstblätterwirbelwind - denn jeden tag wird es hier bunter und stürmischer. kanelbullenbehagen - denn deren duft erfüllte am montag anlässlich ihres feiertags die straßen und sorgt auch sonst für schwedenglücksgefühle. erinnerungsschatzdurcheinander - denn es kommt wieder eine woche zu meiner schwedenzeit hinzu. stortorgetmochaccino - denn die altstadt ist am sonntag in verbindung mit guten gesprächen und fikapäuschen einen besuch mehr als wert. schwedenfete - denn im studentenwohnheim war ganz schön was los. streetdancewettbewerb - denn auch die schweden, die sonst ohne zu zögern geduldig schlange stehen und eigentlich nie protestieren, kämpfen hin und wieder tanzend gegeneinander. morgentee - denn ohne meine grüne freude gehe ich nicht aus dem gelben inselhaus. haushaltshetzerei - denn waschmaschine, geschirrspüler, herd und putzeimer fordern manchmal sogar mehr aufmerksamkeit als mein partner. kinderfreuden - denn mittlerweile zähle ich zu hannes vertrauten und werde neben starwars deswegen jetzt auch in sachen hogwarts unterrichtet. erntedankgottesdienst - denn die deutsche kirche feierte heute mit brot, bullar und bibelgeschichten diesen wundervollen tag. schlauchschalbegeisterung - denn stürme können mir jetzt dank diesem kleinen strickwunder nichts mehr anhaben. organisationsüberforderung - denn fünf personen unter einen hut bringen fordert hin und wieder mehr konzentration als eine matheklausur. entscheidungsunfähigkeit - denn weggabelungen tauchen auf und wollen klug gehandhabt werden. busreisen - denn die 676 nach stockholm nimmt mich immer häufiger in ihre blauen stoffstühle auf. sonnenuntergangsschönheit - denn vor jympa darf ich strahlen in den baumspitzen bewundern. sprachkursglück - denn hier begegne ich menschen, sprache, aufheiterung und kultur, und das alles an einem ort. riksdagsbesichtigung - denn weiche teppiche zum einsinken sollten auch vom einfach volk beschritten werden. hantverksausstellung - denn marmeladen und buttermesser und filzprodukte wurden auf einem bauernhof in der nähe angeboten und ließen mich ein bisschen schwedentradition erleben. dillsaucenverkostung - denn mats nahm das buch zur schwedischen hausmannskost zur hand und führte mich einmal mehr in seine unzähligen lieblingsgerichte ein. kulturhusetbegeisterung - denn dieser treffpunkt mit bibliothek und ausstellung und köttbullar verbindet an einem platz so viele meiner vorlieben. pannenplaudereien - denn immer wieder bin ich beglückt über die herzensmenschen, denen ich begegnen und die ich ein stückchen begleiten darf. schwedensegen - denn ich wachse ein kleines bisschen an der welt und den aufgaben, die sie für mich bereithält, und füge dem glücksmosaik steinchen hinzu.

Sonntag, 3. Oktober 2010

von bilderbuchausblicken und küchenbehagen. oder: herbstzeit im land der elche.


der herbst kommt. eine ganz besonders intensive sonne lässt das meer glitzern und die bunten blätter leuchten. wenn ich in der küche sitze und schwedische zeitung lese und dann immer mal den blick hebe und diese aussicht genieße, erfüllt mich dankbarkeit. rauer wind weht ums haus und sorgt für einen kühlen kopf. alle balkonblumen stehen nun im haus un hoffen auf gnade vor dem hund, der im wahrsten sinne des wortes ein allesfresser zu sein scheint. am donnerstag fand eine meiner socken den weg in seinen mund, usch (ein wort, was schwedische kinder benutzen, wenn sie etwas eklig finden). die kälte nähert sich ganz vorsichtig an und erinnert mich daran, dass ich mir auf jeden fall diesen wunderbaren weißen schal gönnen darf, den ich in stockholm erblickt habe. ein elch kreuzte am dienstag meinen weg, als ich hannes und harald zur schule fuhr und er vielleicht einen kleinen morgenspaziergang unternahm. leider blieb keine zeit für einen kleinen plausch. aber vielleicht treffen wir uns ja noch einmal wieder. tee und kaffee werden ununterbrochen gekocht, finden ihren weg in große tassen und wärmen von innen. hier noch eine kleine information für alle liebhaber der blaugelben nation: nach den finnen schlürfen die wikingernachkommen am meisten türkentrank, zu jeder tageszeit und an jedem ort. so ist auch in der sprachschule jedes mal gegen um elf 'absolut kaffepaus'. und wenn man keinen brillianten einfall für eine unternehmung hat, ist fika der perfekte und allseits beliebte ausweg. der kalender zeigt jetzt das oktoberbild und ruft mir einen sehr wichtigen tag ins gedächtnis: am montag ist in schweden zeit für kanelbullen (obwohl man die auch an jedem anderen tag ohne weiteres genießen kann.). wikipedia informierte mich, dass sie bei astrid lindgren zimtwecken heißen - ganz egal, ihr duft und ihr geschmack sorgen auf jeden fall für glücksgefühle. und ich fühle mich schweden nun noch ein klein wenig näher, nachdem ich die kunst des bullebackens erfolgreich erprobt habe. eine jahreszeit trennt mich jetzt schon von deutschen gefilden, und ganz leicht ist es nicht, diesen abschied immer gut zu finden oder auszuhalten, trotz naturzauber und kaffeeduft und bullengenuss. wenn ich dann aber einen blick auf die listen werfe, die alle pläne und vorhaben für diese jahr enthalten, kommt die sicherheit zurück, dass es noch viel zu erleben und zu entdecken gibt.

Sonntag, 26. September 2010

von zeitreisen und kopfchaos. oder: mutigen schrittes, schweren herzens.

und die worte und gefühle und eindrücke und gedanken und erlebnisse fliegen im kopf herum, gleich einem blätterhaufen, der vom wind aufgewirbelt und durch die luft getragen wird. von himmelhochjauchzend bis zutodebetrübt reichte das spektrum in dieser woche - langeweile und eintönigkeit kommen also nicht auf. dauerdepressionen sind ebenso unwahrscheinlich wie glücksüberschuss. obwohl: eine ahnung von letzterem kommt auf beim genuss einer wunderbaren schwedischen bulle in der wunderbaren schwedischen tbana mit einem wunderbaren fastschonschwedischem aupair. gemeinsam entdeckten wir den garten des schwedischen künstlers carl milles auf lidingö und warten nun darauf, dass das museum endlich schließt und wir einziehen können. jeden morgen die steintreppen hinuntersteigen, entlang des springbrunnens mit den skulpturen spazieren und eine wundervolle aussicht auf stockholm genießen - so könnte die zukunft aussehen. vorher aber ließen wir die vergangenheit wieder aufleben. in skansen, dem stockholmer freiluftmuseum, verzauberten uns herbstdüfte, marmeladenhäppchen, strohschlachten, elchgrüße, holzhäuschen, glasbläsereinblicke und der zauberhafte eindruck, im astridlindgrenland umherstreifen und sich ein klein wenig dieser unglaublichen schönheit mitnehmen zu dürfen. und schon ging die reise weiter: ein klein wenig italien und portugal gesellten sich zum schwedenglück, als ich meine wochenendschlafstätte bei dorothea bezog und italienische pizza ihres gastvaters schnabulierte. nicht nur den weichen flokatiteppich fand ich wundervoll, sondern auch die plaudereien und die entspannenden stunden und den meerbesuch am nächsten morgen. wenn das mit dem millesgården nicht klappt, bleibt uns immer noch die insel von abbasänger benni. und den platz für unsere letzte ruhe haben wir auch schon ausfindig gemacht: der skogskyrkogården, der zum unescoweltkulturerbe gehört, war unheimlich beeindrucken. natur und funktion gehen dort hand in hand, und das windigkalte wetter passte perfekt. auf dem flohmarkt auf dem hötorget konzentrierten sich die gedanken wieder mehr auf das hier und jetzt, obwohl so manches pinkes kleidchen erinnerungen an kindertage weckte. und schließlich wurde es zeit, stockholm bis morgen lebewohl zu sagen, die heimat wieder anzustreben. dort erwarteten mich mein partner mit neuen atlantisbildern und der schwierigen frage, welche figur ich gern wäre (für alle neugierigen leser: ich wählte den hai), ein hyperaktiver jagdhund, ein heimkehrender pfadfinder, ein oxfiléküchenzauberer und die dame des hauses, die mir den spitznamen käsekäthe verschaffte. und trotz eines gemütlichen wochenausklangs mit all diesen figuren, die leben ins hause hultin bringen, würde ich im moment nur allzu gern mein zimmer mit einem zweiten bett und besuch ausfüllen. ja, ich vermisse und denke zurück. ganz besonders karl und seine eltern. und schaue doch gleichzeitig nach vorn, neuen wegen und neuen wochen entgegen.

Sonntag, 19. September 2010

von weintraubeneinvernehmen und sprachspäßchen. oder: was wäre das leben ohne einen partner?

'käthe, vi är bästa partner.' dieser satz aus dem mund eines kleinen jungen, der wahrscheinlich später kalle anka heiraten und auf einem starwarsraumschiff durchs all fliegen wird, ist auf jeden fall eine weitere perle für meine erinnerungs-, eindrucks- und erlebnissammlung. ja, wir sind partner. auch wenn ich von zeit zu zeit vielleicht zu wenig begeisterung für eine atlantiskrabbe aufbringe und mich mehr an denen erfreue, die gestern abend auf unseren tellern landeten und mir eine große geschmacksfreude bereiteten. auch wenn mein interesse an lustigen taschenbüchern zu hannes' enttäuschung kleiner ist als das an den werken von astrid lindgren und selma lagerlöf, die ich nun inflationär nach hause tragen darf. in meinem portemonnaie findet sich nämlich seit dieser woche eine lånekort der stockholmer stadsbibliotek, juhu! auch wenn wir immer mal aneinander geraten, wenn es darum geht, ob man varmkorv oder grönsaker den vorzug geben sollte. umso besser verstehen wir uns im bezug auf weintrauben und äpfel, deren gemeinsames vernaschen uns beiden ein lächeln entlockt. auch wenn wir unsere lautstarken phasen nicht besonders gut aufeinander abstimmen können. hannes liebt den wochenendsradau, meistens dann, wenn mir nach ausschlafen ist. und während ich unter der woche geräuschvoll die küche säubere und aufräume, würde der legoliebhaber wahrscheinlich gern noch ein stündchen träumen. auch wenn wir abschnittssweise genug voneinander haben und das weite suchen. hannesnannes zieht dann gern samstags oder sonntags bei adde mit dem riesenhund ein. dahingegen wähle ich den bus nach stockholm, um die hauptstadt skandinaviens kennenzulernen (sehr gern mit dem mariefredmädchen, mit dem sich regengüsse wunderbar aushalten lassen) und um die überhandnahme der konversationen mit den blaubeeren und pfifferlingen zu verhindern (denn mit anderen barnflickor redet es sich deutlich leichter; waldgewächse können mitunter doch sehr verschlossen sein.). auch wenn hin und wieder eine sprachbarriere trennt. gleichzeitig trainiert eben diese hannes aber für eventuelle tabuabende (durch meine häufig auftauchende frage 'vad betyder det?' müsste er jetzt bestens auf allerlei worterklärungen vorbereitet sein) und motiviert mich, auch bei müdigkeit und erschöpfung alle restenergie in den sprachkurs zu stecken, der immer wieder anlass für lächeln und geplapper und erkenntnis ist. einen partner zu haben, der zwar nur halb so groß, dafür aber doppelt so lebhaft ist wie man selbst, bringt vorteile und vergnügen, lässt oft aber dennoch den wunsch nach einem (oder mehreren) zusätzlichen partnern aufkeimen. partnern, die man herzlich umarmen, denen man sich anvertrauen könnte. partner, die einen durch und durch kennen und verstehen. manchmal ist es vor allem das alleinsein, das für traurige momente sorgt. neben der erkenntnis über sich selbst und seine umgebung, neben allen erlebnissen und erfahrungen, wird dieser schatz immer wertvoller und kostbarer. und umso deutlicher wird mir bewusst, was salomo meint, wenn er schreibt:
'zwei haben es besser als einer allein: [...] wenn sie hinfallen, kann einer dem anderen aufhelfen. doch wie schlecht ist der dran, der allein ist und fällt, und keiner ist da, der ihm beim aufstehen hilft! [...] ein einzelner kann leicht von hinten angegriffen und niedergeschlagen werden; zwei, die zusammenhalten, wehren den überfall ab.' (prediger 4, 9)

Sonntag, 12. September 2010

von himmelreisen und erdrutschen. oder: wahrscheinlich ist es so, dass die farben und das licht unendlich viel stärker als der schatten sind.

'fly with me and take the sky. close your eyes and feel the wind. you and i will live to see. when we reach the sky you will find. fly away, take my hand, spread your wings, reach the sky. i can make you believe life is rich, rich within me. so fly away, hold my hand, feel the wind, take the sky. [...] fly with me. night will fall and stars will shine. and the moon will smile to ease your mind. questions why life is so strange - watch me fly, i'll take you there to see. fly with me.'
kennt ihr dieses gänsehautkribbeln, das durch glücksmomente ausgelöst wird? 'lenas sång' aus dem schwedischen film 'så som i himmelen' verursacht dieses schöne und zugleich traurige gefühl bei mir. und auf eine gewisse art und weise fasst dieses stück die letzte woche treffend zusammen. manchmal fühle ich mich hier dem himmel ganz nah, dem himmel mit seinem wind und seiner freiheit und seiner weite. wenn ich schon beim frühstück das liebste geliebte meer bestaunen darf. wenn hannes im spidermankostüm auf mich zuspringt und mir eine umarmung schenkt. wenn mats nach drei langen wochen mit seinem 'hej hej' und unserem wiedersehen in mir eine ganz tiefe freude auslöst. wenn das familiensegelboot mich zu einem weiteren krebsfest bringt und anschließend für eine nacht in einer kleinen kajüte beherbert. wenn kleine plaudereien auf der wundervollsten sprache (dank dem sprachkurs in stockholm) immer besser klappen und ich den tischgesprächen folgen kann. wenn ich im chor von norrtälje bei einem herbstkanon zusammen mit anderen schwedischen damen über den farbenreichtum dieser jahreszeit entzückt bin. wenn ich von stockholms stadshusetstornet den ausblick auf diese bezaubernde stadt genießen darf. so viele wunderschöne augenblicke reihen sich nun in diesen zwei monaten schon auf eine lange perlenkette, die mir wertvoll ist und die ich so oft bestaune. und dennoch gibt es eben nicht immer nur das schmuckkästchen, sondern auch aufgabenewigkeiten, müdigkeitsmomente, heimwehtrauer, kuchenunglück, stimmungsachterbahnen. dann würde ich so oft gern fliegen, nach hause, oder eben für ein bisschen ruhe in den sternenhimmel hinein. zum glück, zum glück mischen sich in diese grauen schatten die blaugelben freuden, die wärmenden worte, die strahlenden aussichten. und mit ihnen kommt die sicherheit über den reichtum meines schwedischen lebens zurück.

Sonntag, 5. September 2010

von rehrendezvous und großstadtgeflüster. oder: für jeden tomatenmund auf dem sofa mindestens zwei astrid-lindgren-bücher und ein glücksgespräch.

mit kindern, gegen hunde und in der fremde wird das leben zur achterbahnfahrt. manchmal habe ich das gefühl, im tal festzuhängen und nur langsam wieder mit meinem wägelchen ein stück nach oben zu gelangen. zum beispiel, wenn ich morgens durch das haus wusele und so viel auf der todoliste für den tag lese, und trotzdem oder gerade deswegen hannes dazu bewegen muss, eine schnellere anziehgeschwindigkeit als eine socke pro viertelstunde einzulegen. oder wenn der hund mich mal wieder für seinen besten freund hält, und ich ihm wie so oft einen korb geben muss (hoffentlich hat das keine langzeitschäden, schon so früh diese rückschläge wegstecken zu müssen.). oder wenn mich ein ostpaket erreicht und ich mich am liebsten komprimiert darin zurück an den absender schicken würde, um mal schnell 'hejsan' zu sagen und 'puss och kram' zu empfangen. aber zum glück findet man achterbahnen ja gewöhnlich in vergnügungsparks, was auf ihre eigentliche funktion hindeutet: sich wohl zu fühlen, ein lächeln auf den lippen zu haben, freude im herzen zu tragen. und so lässt mich so mancher looping juchzen: in dieser woche habe ich eine kleine roslagsrundreise unternommen, zu oskars brygga und solö brygga und furusund brygga (keine brücken, sondern stege, wie mir das liebste ostseemädchen schon an meinem ersten tag auf der sonneninsel beibrachte). der tag stand noch in den startlöchern, die sonnenstrahlen kitzelten meine nasenspitze und das meer strahlte die bezauberndste form von stille aus, die ich kenne. und bambi hielt wahrscheinlich schweden für einen geeigneteren wohnsitz als die vereinigten staaten (herzlichen glückwunsch zu dieser weisen entscheidung!) und hatte sogleich ein rendezvous am spätsommerabend mit mir. neben diesen landlebenslüsten habe ich außerdem stockholmer luft geschnuppert: so viele menschen um einen herum, so viele eindrücke von allen seiten, so viele gespräche mit anderen barnflickor. und auf den busfahrten konnte ich gleich meine stadtbibliothekseroberungen genießen: 'alla vi barn i bullerbyn' kenne ich seit dem morgen nun auch auf schwedisch und bin hingerissen von astrid lindgren, die mich alle stressigen stunden vergessen lässt. kommt dazu noch ein picknick in einem stockholmer park am nachmittag und wundervolle worte von lena am abend, ergibt sich daraus ein großartiger sonntag, der neue freude und neue stärke keimen lässt.

Sonntag, 29. August 2010

von begegnugsbehagen und kekskarriere. oder: glücklichkeit im herzen.

avgudat sverige. immer wieder aufs neue freue ich mich, dass ich hier sein darf. und immer wieder aufs neue staune ich, wie viel bezauberndes es zu entdecken und zu erleben gibt. und immer wieder aufs neue bin ich gespannt auf die menschen, die ich hier kennen und schätzen lerne. da gibt es zum beispiel den handwerker, schon ein bisschen ergraut und nicht mehr ganz so vital, dafür aber mit einem breiten grinsen im gesicht und sonne im herzen. zweimal hat er mich schon besucht, habe ich ihn mit schürze und mehligen händen begrüßt und ein klein wenig schwedisch geplappert. oder meine freunde aus dem supermarkt, die mit viel liebe die regale einräumen und mich mittlerweile grüßen - wahrscheinlich passiert es nicht so häufig, dass sie einem kunden täglich begegnen. oder das mariefredmädchen (snälla du, jag skickar en jättestor puss till dig!), das mich die kunst der 'glücklichkeit' lehrt und meine neu entstandene liebe für gummistiefel teilt. oder die vier nordschweden, die am freitag bei uns weilten und bei kerzenschein, kyckling à la curry, äppelchutney und plaudereien eine wundervolle stimmung entstehen ließen. oder so mancher gast auf der schwedischen hochzeit gestern, der mit mir plauderte, auf schwedisch, deutsch und englisch. denn zu den feierlustigen, die die bootsfahrt des brautpaares zur trauung beobachteten und die zauberhafte steinkirche füllten und die frisch getrauten mit reis beglückten (hier sorgten wir für ein bisschen luxus mit unseren risottokörnchen), zählten zwar gößtenteils einwohner meines lieblinslandes, aber eben auch schweizer, engländer, chilenen. oder farmor ulla und ihre kinder mit deren familien, die gestern das haus füllten und den fünfundsiebzigsten geburtstag dieser feschen dame ein zweites mal feierten. dafür hatte ich, einer schwedischen tradition folgend, sieben småkakor gebacken - kanelhjärtan, hallonsnitt, havreflarn, kokosdrömmar, chokladsnurror, tranbärkakor, pralinbollar - und mich dabei gleich mit dem agaofen vetraut gemacht, der hier seit dienstag die küche wärmt und spannende kochstunden verspricht. am samstag allerdings wurde er nur für falukorv med potatisar für die kinder in anspruch genommen, während wir uns am cateringservice der hiesigen kaufhalle labten und dabei unterschiede zwischen ost- und westdeutschland und nord- und südschweden besprachen. ich hatte sogar genuss im doppelten sinne, für leib und seele sozusagen: mein keksexperiment fand viele freunde, meine schwedischbrocken wurden immer wieder gelobt, meine wenigkeit fühlte sich herzlich aufgenommen. jetzt, einige stunden schlaf später, freuen sich meine hände nach einem scheinbar unendlichen abwascheinsatz über handcreme und ein bisschen abwechslung (zum glück hat das tippen an einer tastatur wenig mit dem klarspülen von gläsern gemein.). und mein herz und mein kopf steigen ein in diese freude und sehen gespannt einer neuen woche entgegen, mit ihren begegnungen und erlebnissen und vielleicht auch überraschungen.

Sonntag, 22. August 2010

von lernlust und hundefrust. oder: welch glück, dass es weniger vierbeiner als herzensmenschen gibt.

mein sechster schwedischer sonntag. und wieder schließt er eine woche mit neuen eindrücken, erlebnissen und erfahrungen ab. im hintergrund ist hannes' lachen und plappern und herumturnen zu hören. wahrscheinlich genießt er das wochenende ebenso sehr wie ich, hat doch für ihn am dienstag die schule mit all ihren neuheiten und herausforderungen begonnen. ich habe hier für ein klein wenig deutschland gesorgt, und so hatten wir ein kleines schulanfangsfest, mit tacos und vanilleeis und zuckertüten aus partyhütchen (zitat hannes: 'käthe, warum sind denn hier immer solche gummibänder?' - hm, weil ich nicht wusste, wie ich sonst solche tütchen hätte formen sollen. meine antwort: 'damit man sie dann gleich noch einmal als hut benutzen kann. ist das nicht praktisch?'). auch star wars hatte es wieder geschafft, bestandteil dieses ereignisses zu werden und beglückt hannes nun in form von stiften und papier. hier sei angemerkt, dass ich den jedirittern gar nicht so böse darüber sein kann - hannes kann jetzt nämlich meinen namen schreiben und tut dies des öfteren, eben weil er alles aus der starwarswelt in sein kinderherz geschlossen hat. für ihn gab es also viel zu entdecken, viel zu lernen, viel zu bestaunen. und wahrscheinlich bedeutete dieser neubeginn für ihn auch verzicht auf so manches, was er vielleicht gern noch fortgesetzt hätte. mir ging es ganz ähnlich. auch ich habe wieder viel herausgefunden und ausprobiert: wir haben eine neue küchenmaschine, die ich schon jetzt von ganzem herzen liebe und sogar einigermaßen verstehe. okaj, vorher musste ich lena fragen, wie ich sie anbekomme. haha, ich hatte den stecker nicht in die steckdose gesteckt - technische geräte und ich sind einfach keine gelungene kombination. aber dann habe ich ganz allein gemixt und wunderbare hilfe bei der zubereitung von tomatsås med äpple och lök, kryddsmet med cashewnötter und morotsmarmelad med citron och kanel genossen. fast täglich hatte ich telefonate auf schwedisch zu managen (schön, dass ich immer wieder 'sie' und 'er' verwechsle und regelmäßig für verwirrung sorge.) und einen kleinen plausch mit den supermarktangestellten gehalten. bei diesem stichwort kommen mir auch meine gespräche mit harald wieder in den sinn. er hat versucht, mir die vorzüge von computerspielen und lanparties näherzubringen. leider nicht unbedingt erfolgreich. aber erkundigen musste ich mich doch, höre ich doch hier von meinem zimmernachbarn quasi jeden abend über headset vereinbarte spielstrategien. ich ziehe dann jympa vor, denn so kann ich energie loswerden, mit schweden zusammen sein, motivierender musik lauschen und auch ein bisschen blaugelbe eigenheit erleben.  und neben all diesen genüssen und entdeckungen hat eben auch verzicht in meinem alltag einzug gehalten: in den letzten tagen habe ich mich mit der hundeversorgung vetraut gemacht und mein stelldichein mit oskar hinter mich gebracht. sein tagesschema, für das ich nun verantwortlich bin und das dem eines neugeborenen gleicht, schränkt mich schon ein und sorgt so manches mal dafür, dass ich tief durchatmen müssen, um ihm dennoch zuwendung schenken zu können. zum glück gibt es allerdings hier nicht in der mehrheit hunde, sondern menschen, die ich auf jeden fall zu meinen herzensmenschen zähle, auf die ich mich freue und die mir hier schon unzählige schöne stunden beschert haben. ich glaube nicht, dass es einen guten vergleich für das gefühl gibt, immer mehr teil einer familie zu werden, immer mehr zusammenzuwachsen und immer mehr aneinander zu entdecken und zu schätzen. ja, sverige, jag älskar dig. vänaste land uppå jord, jag älskar din sol, din himmel, dina ängder gröna. jag byter dig ej, mot allt i en värld. nej, jag vill leva i norden!

Sonntag, 15. August 2010

von dekorationsakkumulationen und feiermomenten. oder: zwei familien, zwei herzensorte.

der für mich schönste satz in dieser woche kam von mats. er habe jetzt für ein jahr eine extratochter, erklärte er mir mit seinem wunderbar verschmitzten lächeln, und war sich vielleicht gar nicht unbedingt bewusst, wie viel freude er damit bei mir auslösen konnte. auch ich habe den eindruck, immer mehr teil der kleinen hultinwelt werden zu wollen und zu dürfen. und die hält so vieles für mich bereit: mit hannes bereise ich den weltraum (stellt euch mal vor, am freitag habe ich drei neue bionicles getroffen!) und werde zum glück von luke skywalker vor jeglicher gefahr beschützt. mit harald tausche ich mich (meist wortlos, und das ist das besondere daran) über die kleinen und großen fragen des alltags aus. mit lena lerne ich das einkochen von marmelade (die hier interessanterweise nur zu pannkakor gegessen wird und nur sehr selten den weg auf eine scheibe brot findet) und die herstellung von saft (für alle schwedenreiseplanenden: saft ist sirup, juice ist saft.). und mit mats kann ich vielleicht irgendwann einen kleinen party- und cateringservice eröffnen. am freitag gab es hier nämlich grund zum feiern: mats' mama (schwedisch farmor) zelebrierte ihren fünfundsiebzigsten geburtstag auf der sonneninsel und mats und mir oblag die vorbereitung dieses ereignisses. dafür hatte mats einen kleinen großen einkaufsausflug unternommen, während ich mit hannes in einem ikeakinderparadies im großformat hüpfburgen und riesenrutschen testete. wobei seine euphorie über seine eroberungen hannes' kindlicher freude in nichts nachstand: für das bevorstehende krebsfest gesellten sich nun mondlampions, dillblüten, luftballons, franzosenbutter, räuchermuscheln, schnapsfläschchen, metallkrebse, tischdeckchen, käseköstlichkeiten und partyhütchen zu unserer festgemeinschaft. und so starteten wir nach teamwork und meerbad in einen wundervollen abend mit vielen herzlichen momenten, vielen lachenden gesichtern, vielen familiären freuden. es war zwar nicht findus, der seinen geburtstag feierte, dennoch hatte ich, weil wir im sommer keinen ofen haben, eine waffeltorte gebacken, die sehr schnell in den zufriedenen mündern verschwand. und da man die feste ja feiern soll, wie sie fallen, fuhren wir gleich am samstag mit dem motorboot zu einer kleinen insel im schärgarten, auf der uns musik und sonnenstunden und picknick und badefreuden erwarteten. immer mehr schließe ich dieses kleine volk, das so gern singt und lacht und beisammen ist, in mein herz. ja, manchmal scheint die todoliste kein ende zu nehmen. ja, manchmal verfluche ich leise alle hemden dieser welt dafür, dass sie immer wieder auf die bügelbretter (und ganz speziell auf meines) wollen. ja, manchmal würde ich hannes gern davon überzeugen, dass es sich am besten still und ohne spielsachen spielt. ja, manchmal habe ich lust, ganz flugs nach hause zu fliegen und meine mama, meinen papa, meine schwester fest in den arm zu nehmen. und trotzdem weiß ich im kopf und im herzen, dass ich jetzt hier in meinem bezaubernden schweden, auf meiner bezaubernden insel, in meinem bezaubernden haus, und insbesondere bei meiner bezaubernden familie zuhause und an meinem herzensort bin.

Sonntag, 8. August 2010

von wärmflaschenstunden und krebshütchenabenden. oder: es sind die begegnungen mit menschen (und dem blaugelben traumland und dem liebsten geliebten meer), die das leben lebenswert machen.

wunderbare begegnungen haben diese woche geprägt. und so bin ich wieder einmal unendlich dankbar für die möglichkeiten, die mir das blaugelbe land bietet, für die erlebnisse, die mein schatzkästchen beständig mit kleinen schmuckstücken und edelsteinen füllen. zuerst habe ich meinen deutschwortschatz wieder ein wenig erweitern können. denn ich hatte für zweieinhalb tage besuch aus kassel - clara kam im rahmen ihrer interrailreise ins wundervolle norrtälje und zusammen mit dem saab 93 schafften wir es auch zu mir, auf die sonneninsel. ein bisschen deutsch plappern zu können, ein bisschen erfahrungen austauschen zu können, ein bisschen alltag präsentieren zu können, das tat mir sehr gut. nur mein magen freute sich wahrscheinlich nicht besonders, dass ich meine aufmerksamkeit nun auf noch eine andere person richtete und fing einen großen streit mit mir an. der ließ sich nur durch kamillentee und haferschleim klären, stellte mir aber zur gleichen zeit einen neuen, sehr guten kompagnon an die seite: käpt'n blaubär, der mir mit seiner wärmflasche in den matten stunden wirklich ein wenig wohlige gemütlichkeit spendete. und so habe ich es wahrscheinlich ihm zu verdanken, dass ich schon am mittwoch eine mir bis dahin völlig unbekannte liaison mit süßwasserkrebsen eingehen durfte. das war ein unvergessliches erlebnis: kleine hütchen, kleine schnapsliedchen, kleine genüsschen machten die krebsfestaugenblicke einmalig und nur schwer beschreiblich. und nachdem ich also dieses stelldichein mit den roten tierchen mit den kleinen schwarzen kulleraugen in vollen zügen genießen konnte, wartete schon am freitag der nächste glücksmoment auf mich: ein ausflug mit dem boot nach furusund ließ mein meermädchenherz vor freude hüpfen, meine haare wunderbar im wind wehen und bescherte mir ein freiheitsgefühl, das ich so wohl nur auf dem meer erleben werde. zu den krebsen kamen muscheln als kulinarische köslichkeit noch hinzu, und so habe ich nun ein eigenes kleines meer in mir, fühle mich dem wasser und seinen bewohnern immer mehr verbunden, bin endgültig fisch-verliebt. in diesem traumhaus sehe ich mein liebstes geliebtes meer bei all den dingen, die ich hier zu tun habe: beim zaubern in der küche, beim aufräumen im obergeschoss, beim bügeln im waschkeller. aber manchmal, manchmal stehe ich auch einfach am fenster und bewundere die kleinen wellen und die sanften brisen und die intensiven farben. und dann gibt es da diese einmalige empfindung - angekommen zu sein, ein bisschen perfektion gefunden zu haben, den eigenen traum leben zu dürfen. es gibt solche bilderbuchsituationen, zum beispiel zur heutigen geburtstagsfeier von lenas papa, die in ihrem heimatdorf norrby stattfand (meiner meinung nach könnte es allerdings genauso gut bullerby heißen) - holzhäuschen und grüne wiesen und kühe, so weit das auge reicht, dazu bauernfamilien und sommerliche familienfeste. und auch wenn ich von zeit zu zeit den eindruck habe, als würden sich die legosteine über nacht kontinuierlich vermehren (ihr bevorzugter ort hierfür scheint die küche; ständig finden sich starwarsmännchen bei pfannen und kochbüchern), auch wenn der hund seine zähnchen  an meinem bein austesten muss und auch wenn hannes das haus, wenn nicht sogar ganz solö, zusammenschreit, so weiß ich doch, dass ich für dieses jahr genau hier hingehöre. und dass ich auf alle noch kommenden begegnungen unheimlich gespannt bin - auf die atemberaubende natur, auf die nordischen geschmackssensationen, auf die wieder erwachenden kindheitserinnerungen, vor allem aber auf die faszinierenden menschen, die mich überraschen und die ich vielleicht auch hin und wieder überraschen darf.