Dienstag, 26. April 2011

von elternzeit und eisgenuss. oder: perfekt påsk.


sonne auf der haut und im herzen. das osterwochenende hielt für mich wunderbares, freudiges, erlebnisreiches bereit. alle ereignisse wurden durch das zusammensein mit meinen eltern vergoldet und veredelt, und so bestanden die letzten tage aus einer aneinanderreihung von glücksmomenten. ich habe so viel gesehen, so viel bekommen, so viel erlebt. ein bisschen ist es wie ein mosaik, das sich aus vielen kleinen teilen zusammensetzt und eine fantastische zeit ergibt. bezaubernd, engen vertrauten mein stockholm zeigen zu können und dabei selbst teilweise neue sichtweisen und perspektiven gewinnen zu können. beeindruckend, sich unter die stockholmer und touristen zu mischen und zu sehen, wie boulards, parks und straßen von menschen wimmeln. erfüllend, sich auszutauschen und zu berichten, von meinem hier und von meiner heimat, von gestern und von heute und von morgen. entzückend, kaffee und kakao, schokolade und süßigkeiten nach der fastenzeit wieder in vollen zügen zu genießen. faszinierend, wie die sonnenstrahlen von außen und der heimatbesuch von innen wärmen und sich so gute gefühle einstellen. diese schwedentage waren außergewöhnlich, tanzten aus der reihe - und deswegen tut das auch dieser blogeintrag. die ausblicke vom fernsehturm und von den stockholmer inseln, die einblicke ins vaxhomer leben und ins schaffen von carl milles, die rückblicke auf die geschichte meiner lieblingsstadt und auf die erlebnisse mit meiner lieblingsfamilie, all das wird noch lange nachwirken und mich beschäftigen. langsam verschwinden einige der bunten federn, die hier alle sträucher und häuser österlich geschmückt haben. und während damit die äußerlichen fest- und feiertagszeichen abnehmen und die rückkehr zum alltag sichtbarer, greifbarer, deutlicher wird, bleiben die erinnerungsschätze erhalten. und auch wenn so einiges wahrscheinlich schwerer von der hand gehen wird, bleiben mir trotz allem der schwedische frühling, das stockholmer leben, die chemnitzer herzensmenschen und die deutsche sehnsucht. und das ist doch mehr als ein anfang, mehr als ein ausgangspunkt.

Sonntag, 17. April 2011

von frühlingsfreude und sonnensucht. oder: sverige i mitt hjärta.


in dieser woche habe ich wahrscheinlich den ersten sonnenbrand des jahres erhalten. die roten apfelbäckchen nehme ich aber nur zu gern in kauf, wenn das warme, wunderbare tage bedeutet und sich gleichzeitig eine mischung auf frühlingsfreude und sonnensucht einstellt. eis und schnee haben endgültig den rückzug antreten müssen und platz für farbenfrohe frühblüher, grüne knospen und trockene wege gemacht. die beiden kleinen rabauken waren auf so einen umschwung wohl eher nicht eingestellt und forderten einige erkältungstage daheim, die aber dann durch einen fahrradausflug mit brötchenpicknick der grünen jahreszeit gebührend abgeschlossen wurden. nicht nur die kinder kamen auf ihre kosten, auch ich habe dieses kleine 'mellis' (eine verniedlichung des schwedischen ausdrucks für eine zwischenmahlzeit) im freien sehr genießen können. wiederholen ließ sich dieses schöne erlebnis dann direkt am nächsten tag, diesmal in gleichaltriger begleitung und mit käsebrötchen auf einer dachterasse. jetzt gilt es, sich an das sommerlichere stockholm zu gewöhnen, mit touristen und straßencafés, mit menschenmassen und marktständen, mit eisbuden und abendangeboten. wo man früher fast einsam durch winterkalte gassen schlenderte und schnell mit steifen fingern ein erinnerungsfoto schoss, tummeln sich heute die schaulustigen und stadtreisenden. und ich ertappe mich selbst dabei, wie auch ich mein schwedisches leben noch einmal neu sehen und schätzen lerne, wie ich mit anderen worten wieder größere lust habe, die schwedenflagge vor meinem gedanken- und gefühlshäuschen zu hissen und die nationalhymne vor mich hin zu summen. sehr schwedisch und sehr königlich ging es vor allem heute für mich zu: auf einem boot legte ich den weg zwischen arbeitsplatz und wohnort von carl xvi. gustaf zurück. vor dem stockholmer schloss hatte ich am mittwoch den wachwechsel erlebt, mit viel präzision, disziplin und trommelwirbel. zum sonntag ging es etwas ruhiger zu, beim schlendern durch das schloss drottningholm, das fast ein wenig an das französische prunkschloss in versailles erinnerte, kam fast ein wenig ferienfeeling auf. und so falsch ist das gar nicht: nur noch einige wenige tage, dann werden hier die osterbuffets gedeckt und die eier gefüllt. und für mich gibt es ein besonderes geschenk. besten besuch, sozusagen. und da vorfreude bekanntlich die beste freude ist, grüße ich heute abend gut gelaunt und glücklich gestimmt. ha det gott!

Sonntag, 10. April 2011

von natur und kultur. oder: weit, weit raus ins freie.


die schweden zählen nur zu gern die kalenderwochen und werfen dann mit diesen zahlen um sich, um datumsirrungen und -wirrungen zu vermeiden. tue ich es ihnen gleich, so stelle ich fest, dass sich für mich woche neununddreißig dem ende neigt. faszinierend, wie sich im blaugelben land die minuten, stunden, tage aneinander reihen und die zeit vergeht. unzählige erlebnisse, eindrücke, erinnerungen füllen jetzt schon meinen schrank, mein tagebuch, meinen kopf. und doch ergeben sich jede woche neue aufgaben und angebote, die ich wahrzunehmen und zu nutzen versuche. die letzten tage gestalteten sich diesbezüglich gut gemischt. zunächst zeigte sich mein alltag eher von der häuslichen seite, mit kinder- und aupairerkältung, schreibtisch- und schwedischstunden, abend- und extraeinsätzen. und schließlich endlich der lang herbeigesehnte freitag, der arbeitsabstand und erholungsmomente verspricht. wenn daheim die decke auf den kopf zu fallen droht, wächst der wunsch nach ausflügen und ausflüchten ins freie, nach neuen gebieten und gelegenheiten. am samstag stand deshalb eine fahrt ins grüne auf dem programm. der nationalpark etwas außerhalb stockholms erfrischte die lungen mit sauberer luft, die ohren mit ungewohnter stille und die augen mit dichten wäldern und winterlichen schneeresten. an dieser stelle sei erwähnt, dass festes schuhwerk und räuberklamotten nicht nur für den kindergeburtstag, sondern auch für matschspaziergänge eine gute idee sind. hätten wir schwedische kultur und tradition bis ins kleinste detail ausleben wollen, hätten wir außerdem unsere eigenen würstchen auf dem gemeinschaftsgrill bräunen müssen - denn korv med bröd kann hier fast als nationalgericht bezeichnet werden. zurück in der zivilisation boten sich andere kulturelle möglichkeiten. zur kulturnacht stockholms öffneten viele museen und kirchen ihre türen. leider gelangte ich nur selten bis dorthin, weil lange schlangen in der kälte nicht unbedingt lust auf geduld aufkommen ließen. und trotz allem bin ich dankbar für alle chancen, die sich mir bieten und von denen ich immer wieder profitiere. hier, am lieblichsten erdenort mit seinem licht, seinem himmel und seinen grünen weiten.

Sonntag, 3. April 2011

von wärmesehnsucht und strahlemomenten. oder: waiting for the sun.


fast täglich fahre ich mit der roslagsbana von täby in die innenstadt. diese blaue bahn mit ihren alten polsterstühlen lässt mich oft an italienurlaube denken, in denen ich mit meiner familie immer mal wieder in den mehr oder weniger großen genuss veralteter zugmodelle gekommen bin. zwanzig minuten dauert die fahrt. manchmal lese ich die kostenlose zeitung, wenn der informationshunger zuschlägt. manchmal löse ich das tagessudoku, um meine grauen zellen wenigstens minimal zu trainieren. manchmal sitze ich aber auch einfach auf meinem platz, schaue aus dem fenster und sehe, wie wald und holzhäuschen sich langsam in hohe gebäude und betonwege verwandeln. dabei fällt mein blick oft auf die plakate in der bahn, die für alles mögliche werben. vor kurzem gesellte sich eine anzeige dazu, die für vitamine und mineralstoffe aus der dose warb. 'wir schweden können manchmal ein bisschen aufmunterung gebrauchen. das ist vielleicht gar nicht so seltsam. schließlich leben wir in einem land, in der die sonne vor allem durch abwesenheit strahlt.' auch wenn ich kein freund dieser plastikpackungen bin, die gesundheit aus pulver versprechen, so stellt sich bei mir doch ganz langsam verständnis für die sonnensehnsucht der schweden ein. beehrt sie den norden mit ihrer anwesenheit, steig die laune und der tatendrang. kommen dann aber die trüben, tristen tage, verfällt man schnell wieder in die winterliche trägheit und lustlosigkeit. in dieser woche war die gute wohl mit anderen aufgaben beschäftigt - hier haben wir sie jedenfalls nicht oft zu gesicht bekommen. dabei wächst das bedürfnis nach warmen tagen und hellen abenden kontinuierlich, dem stubenhockerdasein möchte ich endlich ein ende bereiten. so lange das aber eben nur abschnittsweise möglich ist, suche ich an anderen orten nach sonnenstunden. so zum beispiel beim kinobesuch in stockholms edelviertel, beim hineinschnuppern in die schwedische reichstagspolitik, beim plaudern in einem der unzähligen kuschelcafés. und vielleicht schaffe ich es auch irgendwann, so ein inneres strahlen zu erreichen, dass dann durch die sonne nur noch komplettiert wird.